Titel: Die Rebellion der Maddie Freeman
Autor: Katie Kacvinski
Seitenzahl: 368
Verlag: Bastei Lübbe (Baumhaus Taschenbuch)
ISBN-10: 3414823004
ISBN-13: 978-3414823007
Erscheinung Erstausgabe: 22.07.2011
Lesezeitraum:
29.05.2014 - 30.05.2014
Inhalt:
Maddie, die Tochter des Gründers der Digital School, lebt wie jeder andere im Jahr 2060 in einer vollkommen digitalisierten Welt, in der alles nur noch über den Computer erledigt wird und keiner mehr ein reales Leben führt. Doch dann lernt sie Justin kennen, der das reale Leben außerhalb des Netzes liebt und der Anführer einer Widerstandsgruppe ist, die gegen diese digitale Welt kämpft. Dieser beginnt ihr die Augen zu öffnen und Maddie muss sich entscheiden, ob sie sich dem Widerstand, der auch gegen ihren Vater gerichtet ist anschließt oder zu ihrer Familie steht.
Cover und Gestaltung:
Das Cover ist in pink gehalten und zeigt ein Mädchen, dass wohl Maddie darstellen soll. Die Farbgebung finde ich nicht so passend für diese Geschichte und das rosa Cover hätte mich im Buchladen sicher nicht auf das Buch aufmerksam gemacht. Das Mädchen, welches auf dem Cover abgebildet ist hat meiner Meinung nach nicht viel Ähnlichkeit mit Maddie, wie sie in dem Buch wirkt. Gut finde ich die glühende Drähte, die wohl die Vernetzung der Menschen symbolisieren soll.
Der Titel und die Inhaltsangabe hatten mich auf das Buch aufmerksam gemacht. Allerdings finde ich nach dem Lesen den deutschen Titel unpassend und irreführend. Hier passt der englische Titel "Awaken" (Erwachen, Aufwachen) besser. Eine genauere Erläuterung dazu aber weiter unten.
Meine Meinung:
Auf diese Dystopie wurde ich aufgrund der sehr vielversprechenden Romanidee aufmerksam. Man schreibt das Jahr 2060 und die Technologie ist soweit voran geschritten, dass das gesamte Leben nur noch innerhalb der eigenen vier Wände stattfindet. Man kann so gut wie alles im Internet erledigen und ebenfalls alle sozialen Kontakte über diverse Plattformen online pflegen. Da sich in den Schulen Mobbing, Amokläufe und Selbstmorde immer mehr häuften, wurde die Digital School als sicherere Alternative von Maddies Vater entwickelt, die ebenfalls vor dem Computer stattfand. Im Endeffekt gibt es für die Menschen überhaupt keinen Grund mehr ihre Wohnungen zu verlassen und sie haben sogar Angst davor.
"Wir waren zu einer Kultur aus Zombies geworden, die sich mechanisch von einer Digitalwelt zur nächsten bewegten."
Betrachtet man, wie weit die Technologie allein in den letzten 20 Jahren voran geschritten ist, so finde ich dieses Szenario nicht unrealistisch und auch gar nicht mehr zu weit entfernt. Ein Leben ohne Computer ist heute schon gar nicht mehr vorstellbar. Wenn man schon alleine nur an die sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter und Co denkt, die es wirklich möglich machen sein gesamtes soziales Leben übers Internet zu führen. Biefe wurden durch Emails ersetzt, die Kinder zocken lieber vorm Computer, als sich draußen zu bewegen oder mal ein gutes altes Brettspiel in die Hand zu nehmen. Viele Menschen erledigen ihre Einkäufe auf die bequemere Art und Weise mittels Online Shopping. Selbst Lebensmittel kann man heute schon übers Internet kaufen. Dazu kommt dann noch die Entwicklung der Handys und Smart Phones. Reale Gespräche werden durch das ständige Tippen von SMS abgelöst. Die Fotografie wurde komplett digitalisiert und auch auf Bücherebene ist dieser Prozess voll im Gange. Ausgehend von diesen Entwicklungen in nur 20 Jahren würde ich nicht ausschließen, dass wir 2060 wirklich in dieser Welt, wie sie im Buch dargestellt ist, angekommen sind.
"Ich bin die Sicherheit meiner Onlineprofile gewohnt und lebe geschützt hinter den Avataren und ClipArts, die ich entwerfe, um meine Persönlichkeit auszudrücken [...]
Jeder Fehler lässt sich mit einem Tastenklick ausradieren."
Die Inhaltsangabe und der Trailer, das klang alles so vielversprechend und ich bin mit großen Erwartungen an das Buch heran gegangen. Aber von der Umsetzung dieser tollen Idee war ich dann doch enttäuscht.
Die Vorstellung der digitalen Welt, in welcher Maddie lebt zu Beginn des Buches fand ich noch sehr gut. Dass sich zwischen Maddie und Justin eine Liebesgeschichte entwickeln würde war mir auch vor der Lektüre schon klar. Aber das diese so sehr im Vordergrund steht und die eigentlich interessanten Aspekte der Geschichte nur oberflächlich abgehandelt werden hatte ich nicht erwartet. Den deutschen Titel finde ich irreführend, da ich dem Titel nach zu urteilen erwartet hätte, dass Maddie durch Justin die Augen geöffnet werden und es zu einer Rebellion ihrerseits gegen das System kommt. Diese Rebellion bleibt jedoch mehr oder weniger auf ihren inneren Kampf beschränkt. Ansonsten bleibt Maddie eher eine Mitläuferin der Bewegung. Unter einer Rebellion hatte ich mir schon eher etwas radikaleres vorgestellt. Davon ausgehend finde ich den deutschen Titel echt schlecht gewählt und das englische "Awaken" (Erwachen, Aufwachen) würde hier mehr Sinn ergeben.
Maddie als Charakter fand ich ebenfalls überhaupt nicht passend zu dieser Geschichte. Sie wirkt alles andere als eine toughe Rebellin, so wie ich sie mir gewünscht hätte und wie das Cover den Eindruck erweckt. Sie wirkt doch eher naiv, unreif und ihr Handeln fand ich teilweise unüberlegt. Außerdem ging mir das seitenlange Geschmachte für den distanzierten Justin unter Aufgeben jeglicher Selbstachtung bald auf die Nerven.
Justin ist die weit aus interessantere Person. Er verhält sich distanziert, selbstlos und verbissen. Er gibt praktisch sein gesamtes eigenes Leben auf um für seine Ideale zu kämpfen. Viele seiner Aussagen beinhalten dann doch den Tiefgang, den ich mir für die gesamte Geschichte gewünscht hätte und zwingen einen zum Nachdenken und Reflektieren.
„Kein Computerprogramm kann vermitteln, was es heißt, etwas mit eigenen Sinnen zu erfahren."
"Man ist nur ein Zuschauer. Die Leute sitzen auf der Tribüne und schauen ihrem eigenen Leben zu, anstatt wirklich zu leben.“
"Man kann Menschen nicht davon abhalten menschlich zu sein. Wir sind kreativ und sozial. Menschen sind wie Wasser, wen du versuchst sie zu kontrollieren, werden sie einen Weg finden frei zu kommen.“
Eine genauere Ausarbeitung hätte ich mir noch zu Maddies Vater und ihrer Beziehung zu ihm gewünscht, da er ja ebenfalls eine Schlüsselperson darstellt.
Fazit:
"Die Rebellion der Maddie Freeman" hat eine unglaublich gute, zukunftsweisende Grundidee, von der wir gar nicht mehr so weit entfernt sind. Leider wird bei der Umsetzung viel Potential dieser Idee verschenkt. Eine richtige Rebellion, wie sie im Titel angekündigt wird findet eigentlich nicht statt, vieles reduziert sich auf die Liebesgeschichte zwischen Maddie und Justin und von der Protagonistin war ich doch sehr enttäuscht. Trotzdem zeigt das Buch die Bedrohung und Gefahren des social live gut auf und zusammen mit der Welt die Kacvinski in dem Buch entwirft und der schmalen Gratwanderung zwischen Gegenwart und Zukunft erhält es von mir insgesamt 3,5 Sterne.