Montag, 21. Februar 2022

[Rezension] Die Mitternachtsbibliothek - Matt Haig

[Rezension] Die Mitternachtsbibliothek - Matt Haig


 

Titel: Die Mitternachtsbibliothek
Autor: Matt Haig
Seitenzahl: 322
Verlag: Droemer Knaur

ISBN-10: 3426282569
ISBN-13: 978-3426282564
Erscheinung Erstausgabe: 01.02.2021
Genre: Belletristik
Handlungsort: größtenteils in Bedford, Großbritannien, aber in den Alternativleben auch an anderen Orten rund um den Globus


Inhalt:

Nora Seed ist mit Mitte 30, leidet unter Depressionen und hadert mit dem Verlauf ihres Lebens. Sie hat das Gefühl nichts in ihrem Leben erreicht und alle Menschen um sie herum enttäuscht zu haben. Eines Tages ist sie an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem durch viele unglückliche Verkettungen alles über ihr zusammenbricht, sie tief in ihren Depressionen versinkt und sich das Leben nimmt. Doch statt zu sterben geht sie in einen Zustand zwischen Leben und Tod über und kommt in die Mitternachtsbibliothek. Dort trifft sie auf ihre ehemalige Schulbibliothekarin Mrs Elm, die ihr erklärt, dass die endlosen Bücher die dort stehen ihre alternativen Lebenswege zeigen, wenn sie in ihrem Leben andere Entscheidungen getroffen hätte. Und Nora darf diese anderen Leben ausprobieren und Entscheidungen, die sie bereut ändern.

„Jedes Leben umfasst Millionen von Entscheidungen. Manche groß, manche klein. Doch jedes Mal, wenn man einer Entscheidung den Vorzug vor einer anderen gibt, verschiebt sich das Resultat. Es tritt eine irreversible Veränderung ein, die wiederum zu weiteren Veränderungen führt. Diese Bücher sind Portale in all die Leben, die dir offengestanden hätten.“
 

Cover und Gestaltung:

Das Cover ist in mitternachtsblau gehalten. In der Mitte steht ein Gebäude, das die Mitternachtsbibliothek darstellt. Viele kleine Sterne umgeben das Gebäude und eine Katze (wahrscheinlich Noras Kater Volts) schleicht umher. Damit passt das Cover perfekt zur Gesichte. Innen ist das Buch gestaltet wie ein Bibliotheksexemplar mit einer aufgedruckten Lasche für eine Karteikarte mit Ausleih- und Rückgabeterminen, was ebenfalls sehr passend ist.


Meine Meinung:

Die Idee der Mitternachtsbibliothek fand ich sehr interessant. Auch wenn es natürlich schon einige Bücher zum Thema Paralelluniversen und alternative Leben gibt, fasziniert mich sowas in Büchern immer wieder. Denn wer stellt sich nicht auch manchmal selbst die Frage "Was wäre aus meinem Leben geworden, wenn..."?
 
„Zwischen Leben und Tod liegt eine Bibliothek. Jedes Buch bietet dir die Chance, ein anderes Leben auszuprobieren, das du hättest leben können.“
 
Das Buch ist dabei ziemlich vorhersehbar. Zumindest ich war mir nach den ersten 30 Seiten ziemlich sicher wie es wohl ausgehen wird. In anderen Büchern würde mich sowas stören, hier aber fand ich es trotzdem interessant mit Nora diesen Weg zu gehen auch wenn man schon weiß, wo er hinführen wird. Denn 1. hätte ich mir für dieses Buch gar kein anderes Ende vorstellen können und 2. lernt Nora auf diesem Weg vieles, was man auch als Denkansätze für sein eigenes Leben heranziehen kann. Was bereut man nur weil es nicht den Vorstellungen anderer vom Leben entspricht? Was kann man wirklich selbst beeinflußen? Kann man in einem Leben glücklich sein, dass man nie wirklich gelebt hat ohne all die Erfahrungen die einen an bestimmte Punkte gebracht haben? Gibt es ein Leben, in dem wir ausschließlich nur glücklich sind?
Und durch Noras Philosophiestudium in ihrem realen Leben wird ist das Buch dann nochmal mehr mit vielen philopsphischen Gedanken aber auch mit vielen wundervollen Zitaten gespickt.

"Was ich sagen will, es wäre alles viel einfacher, wenn wir begreifen würden, dass es keine Lebensweise gibt, die gegen Traurigkeit immun macht. Und dass Traurigkeit untrennbar mit Glück verwoben ist. Man kann das eine nicht ohne das andere haben..." 

Das Buch ist dabei sehr kurzweilig geschreiben. Man springt mit Nora auf dem Weg zu diesen Erkenntnissen in viele verschiedene ihrer möglichen Leben. In manchen verweilt sie länger, in anderen nur 30 Minuten. Immer wenn sie in einem Leben unglücklich wird, wird sie wieder in die Mitternachtsbibliothek zurück katapultiert.
Zu Anfang hat sich Nora dabei nie selbst wertgeschätzt, sondern wollte immer vor allem den anderen genügen. Je mehr Reisen sie aber in andere Leben unternimmt, desto mehr findet sie zu sich selbst und im letzten Drittel wird das Buch noch tiefgründiger.
 
"Wer kann das schon wissen? Jeden Tag, jede Sekunde betreten wir ein neues Universum. Und wir vergeuden zu viel Zeit damit, dass wir uns ein anderes Leben wünschen oder dass wir uns mit anderen Leuten oder mit anderen Versionen unserer selbst vergleichen, wo es doch in fast jedem Leben gute und schlechte Zeiten gibt."

Obwohl das Buch sehr traurig und melancholisch beginnt und man Noras Dämonen förmlich spüren kann, ist es sehr einfühlsam geschrieben und die Stimmung wechselt im Verlauf des Buches zu einer mutmachenden und lebensbejahenden.


Fazit:

Die Mitternachtsbibliothek ist eine fantasievolle, philosophische und lebensbejahende Geschichte, die die "Viele-Welten-Interpretation" der Quantenphysik nutzt, um am Beispiel von Nora nicht gelebte Träume und Verzweiflung aber auch Selbstfindung und die ungeahnten Möglichkeiten des Lebens zu thematisieren. Es ist dabei nicht moralisierend und trotzdem regt es viel zum Nachdenken über den Verlauf des eigenen Lebens an. Es ist eine Hymne auf das Leben.



Originalität     
  
Umsetzung     

 Schreibstil      

  Charaktere   

     Tempo       
      
      Tiefe         
  
      Lesespaß     



2 Kommentare:

  1. Ahoi,

    ach ja, das Buch habe ich vor einer ganzen Weile auch gelesen und gemocht :)

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Ronja von oceanloveR

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