[Rezension] Der Professor - Amélie Nothomb
Titel: Der Professor
Autor: Amélie Nothomb
Seitenzahl: 208
Verlag: Diogenes
ISBN-10: 3257229682
ISBN-13: 978-3257229684
Erscheinung Erstausgabe: 25.07.1997
Genre: Roman
Inhalt:
Das Ehepaar Hazel zieht aufs Land, um dort ungestört ihren Lebensabend verbringen zu können. Doch dann lernen sie ihren Nachbarn kennen, der sich nicht wie zunächst gedacht nur einmalig bei ihnen vorstellen will, sondern fortan jeden Tag zur selben Zeit für 2 Stunden auftaucht und ihnen das Leben zur Hölle macht.
Cover und Gestaltung:
Das Cover ist schlicht wie üblich beim Diogenes Verlag. Das Gemüse und das Messer mit Blut zeigen schon in welche Richtung das Buch geht auch wenn es nicht ganz die tatsächliche Handlung wiederspiegelt.
Meine Meinung:
Wie gewohnt von Amelie Nothomb ist es eine sehr ungewöhnliche Geschichte und die Ausgangssituation mit dem ungebetenen Besucher ist sehr skurril. Es spielt fast nur im Haus der Hazels, wo Émile und Monsieur Bernadin sich im Wohnzimmer gegenübersitzen und Émile lange Monologe hält, während der Nachbar schweigt. Und obwohl Émile und Juliette die Ruhe auf dem Land gesucht haben, ist es absurd wie sie der schweigende Nachbar in den Wahnsinn treibt und sie aufgrund der antrainierten Höflichkeit und Manieren nicht im Stande sind etwas dagegen zu unternehmen.
Die Charaktere sind dabei ebenso skurril gezeichnet wie die Handlung. Das Ehepaar Hazel, welches sich seit ihrer Kindheit, hat kein Bedürfnis nach anderen zwischenmenschlichen Kontakten hat. Befremdlich dabei war, dass Juliette nicht nur Ehefrau, sondern auch Schwester und Tochter zugleich ist. Dann ist da der absonderliche schweigende und einsilbige Nachbar Monsieur Bernadin, der dazu noch sehr griesgrämig und missmutig ist und seine fettleibige Ehefrau Bernadette,
die man im Verlauf ebenfalls kennenlernt und bei der die Hazels hin-
und hergerissen sind zwischen Abscheu, Ekel und Mitleid.
Das Buch trieft dabei natürlich von Sarkasmus und Situationskomik und steigerte sich zu subtiler Ruchlosigkeit. Aber irgendwann wird es trotz der Kürze des Buches dann zu langamig und reichte mir zwischendurch auch.
Als sich immer mehr Wut aufbaut kommen und Émile die Sinnlosigkeit seiner Existenz und sein Scheitern erkennt, kommen ihm Gedanken die ihn selbst erschrecken und man fragt sich, ob dies möglich ist, dass ein anderer Mensch einen durch sein Verhalten so in den Wahnsinn treiben kann. Immer mehr von blindem Hass und Wut getrieben ist er wie er selber feststellte zu einem Menschen geworden, den er selbst kaum mehr erkennt.
„“ (Seite 128)
Das Ende war leider ziemlich vorhersehbar und da hätte ich mir die ein oder andere Überraschung mehr gewünscht oder dass vielleicht das Rätsel um das Verhalten von Monsieur Bernadin aufgelöst wird.
Ein grotesker, absurder, makaberer Roman voller skuriller Charaktere, der vor allem mit Humor und Sarkasmus besticht und ganz unterhaltsam zu lesen ist. Das Ende hätte allerdings noch etwas überraschender ausfallen können.
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