Titel: Hotline
Autor: Jutta Maria Herrmann
Seitenzahl: 336
Verlag: Knaur TB
ISBN-10: 3426514567
ISBN-13: 978-3426514566
Erscheinung Erstausgabe: 03.11.2014
Genre: Psychothriller
Inhalt:
Vier Freunde haben die Geschäftsidee eine Beichthotline zu gründen, bei der Leute gegen Bezahlung anonym ihre Sünden beichten oder einfach nur mit jemanden reden können. Die Idee läuft gut an, bis sich eines Tages eine Frau bei der Hotline meldet und ankündigt ihr Neugeborenes Baby lebendig auf dem Friedhof zu begraben. Und das soll erst der Anfang ihres grausamen Plans sein.....
Cover und Gestaltung:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Der große rote Titel sticht sofort ins Auge. Außerdem hat man das Gefühl eines 3D Covers da es in die Tiefe geht. Erst während des Lesens erkannte ich, dass es sich dabei um eine Pappschachtel handelt, was gut in die Handlung passt. Auch der Strick mit dem der Karton verschnürrt ist und der sich immer enger zieht ist sehr passend.
Meine Meinung:
Das Buch beginnt sehr fesselnd mit einem Prolog, der eine Passage im "Davor" und eine im "Danach beschreibt. Diesen kann man zunächst nicht einordnen, bekommt aber bereits dort einen Vorgeschmack auf die seelischen Abgründe, die sich in diesem Buch öffnen.
Danach führt Jutta Maria Herrmann ihre 4 Protagonisten Rick, Chris, Paula und Konrad ein. Vier Freunde, die in einer WG zusammenleben und zusammen die ungewöhnliche Geschäftsidee verwirklicht haben eine Beichthotline zu gründen, bei der man kostenpflichtig anrufen kann, um seine Fehler zu beichten oder einfach mit jemanden über Dinge zu reden, die man sich sonst nicht getraut auszusprechen. Aber dann erhält Rick einen Anruf, in dem eine Frau einen Mord an ihrem Baby ankündigt.
Die Idee zu dem Thriller ist gut, keine Frage. Auch der Aufbau ist mal etwas erfrischend anderes, schon allein weil dieser Thriller komplett ohne Ermittler auskommt. Aber ich finde an diesem moralischen Konfliktpunkt, als man die Wahl hat zum Mitwisser eines Mordes zu werden oder aber gegen die Prinzipien und die Anonymität der Hotline zu verstoßen, hat das Buch viel an Potential eingebüßt. Hier hätte dem Buch ein bisschen mehr Tiefe gut getan, denn dieser interessante Konflikt wird meiner Meinung nach viel zu schnell abgehandelt.
Die Protagonisten waren mir manche mehr, manche weniger sympathisch, aber in jedem Fall alle sehr authentisch dargestellt: eine WG Mittzwanziger, wie aus dem Leben gegriffen. Sehr gut hat mir auch gefallen, wie vielschichtig und unterschiedlich die einzelnen Charaktere ausgearbeitet wurden. Jeder trägt noch einige Sachen aus der Vergangenheit mit sich herum, auf die die Autorin ausführlich eingeht. Ebenso wie auf die Familienangehörigen der Protagonisten und deren Probleme, so dass man als Leser in der ersten Hälfte des Buches fleißig miträtseln kann und es an Verdächtigen nicht mangelt.
Die Autorin spielt außerdem geschickt mit den Perspektiven. Immer wieder werden Kapitel in der DU Perspektive eingestreut, in denen man dadurch auch eine ganz besondere Beziehung zum Täter aufbaut und förmlich in seine Psyche hineinsehen kann.
Es handelt sich um einen eher ruhigen Thriller ohne ein allzu rasantes Erzähltempo und ohne zu detaillierte blutige Ausführungen. Trotzdem gelingt es der Autorin gut eine sehr eindringliche und beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, die von Anfang an über allem hängt, so dass man förmlich spüren kann, wie sich der Strick um die 4 Freunde enger zu zieht.
Leider hielt sich für mich der zu Anfang so gut aufgebaute Spannungsbogen bei dem Buch nicht bis zum Schluss. Was mich anfangs noch als tolles Verwirrspiel begeistert hat, wurde dann doch viel zu schnell sehr durchsichtig und man konnte schon ab der Hälfte des Buches ahnen, wer die anonyme Anruferin ist und wie alles zusammenhängt. Der Weg bis zum Showdown konnte mich deswegen nicht mehr wirklich fesseln.
Fazit:
"Hotline" ist ein Psychothriller, der sich vor allem durch die Grundidee und den Aufbau sehr gut vom üblichen Thriller-Einerlei abhebt. Er überzeugt durch authentische Charaktere und eine eindringliche Atmosphäre. An manchen Stellen wurde das Potential der Grundidee jedoch nicht ganz ausgeschöpft und der anfangs tolle Spannungsbogen konnte leider (zumindest bei mir) nicht bis zum Schluss aufrecht erhalten werden.
Ich war begeistert vom Buch, muss ich zugeben (meine Rezi kommt erst)...besonders als Thriller-Debüt! ich muss dir Recht geben, dass die erste Hälfte besser ist und ich auch wusste, wer hinter all dem steckt, aber nicht warum. Und was dann alles passiert ist, lies mich gar nicht aufhören zu lesen und ich hatte das Buch in Rekordtempo durch!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
Dann bin ich ganz gespannt auf deine Rezi. Finde es immer sehr interessant, wie die verschiedenen Wahrnehmungen sind. Toll geschrieben war es für ein Debüt, das stimmt.
LöschenNa dann haben wir hier ja fast die gleiche Meinung, nur dass das Buch in der Gesamtwertung bei mir n Ticken schlechter abgeschnitten hat. Lege das thrill-feeling dann doch was schwerer auf die Waagschale bei Thrillern ;)
AntwortenLöschenJa sieht so aus. Da es ein Debüt war gab es noch 0.5 Sterne dazu, denn toll geschrieben war es ja für ein solches.
LöschenHallo Julia, eine tolle Rezi zu einem Buch, welches mir schon bei den Neuerscheinungen Mitte des Jahres aufgefallen und auf meine WL gewandert war. Lesen werde ich das Buch auf jeden Fall.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Uwe
Dann bin ich mal sehr gespannt auf deine Meinung. Es ist auf jeden Fall mal was anderes.
LöschenLiebe Grüße, Julia
Vielen Dank für die detaillierte und toll geschriebene Rezension. Ich freue mich sehr darüber, auch wenn es für Dich leider nicht bis zum Schluss spannend war. Besonders gefreut habe ich mich, dass du findest, mein Thriller sticht aus dem üblichen Einerlei heraus. Das war auch eins meiner Ziel. :-) Noch mal danke für die Mühe, die Du Dir gemacht hast.
AntwortenLöschenHerzlichen Gruß
Jutta
Sehr gern :) Etwas anderes war es auf jeden Fall, das ist sehr gut gelungen gewesen. Und der Schreibstil und die Atmosphäre haben mir auch sehr gut gefallen.
LöschenViele Grüße, Julia
Bei mir hat das Buch ja fast soetwas wie einen Berlin-Bonus bekommen, weil ich die Gegend, in der das Buch spielt, sehr gut kenne und Jutta Maria Herrmann hat das alles so schön authentsch dargestellt, dass ich beim Lesen dachte "Wenn ich jetzt mit der U-Bahn zum Schlesischen Tor fahre, dann treffe ich da auf Paula und Rick!" ;) Das war ganz kurios, dadurch war das Buch für mich ein totaler Magnet und ich war so froh, endlich mal nichts über Serienkiller und Ermittlerdous zu lesen! :D Ich mag das zwar alles sehr gern, ich liebe Ermittlerarbeit, aber diese Abwechslung, die hier mit der Figurenkonstellation erreicht wird, war toll. :)
AntwortenLöschenJa das ist echt toll, wenn das Buch in der eigenen Stadt spielt. Ich habe noch nie eins gelesen, was in Leipzig spielt, deswegen will ich eigentlich unbedingt mal was von Markus Heitz lesen. Bei Berlin hat man da ja genug Auswahl an Büchern, die dort spielen.
LöschenUm dieses Buch komme ich wohl nicht herum. Habe schon von vielen gehört, dass es ein lesenswertes Debüt sein soll, wenn auch teilweise nicht ganz ausgereift. Auf jeden Fall macht mich die Rezi neugierig.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Nicole
Das ist doch toll, wenn die Rezi neugierug macht. Bin gespannt, wie du es dann finden wirst. Ich finde die unterschiedlichen Wahrnehmungen immer ungemein interessant.
LöschenLiebe Grüße, Julia