Sonntag, 16. April 2017

[Rezension] Infernale - Sophie Jordan

[Rezension] Infernale - Sophie Jordan



Titel: Infernale 
Autor: Sophie Jordan
Seitenzahl: 384
Verlag: Loewe
ISBN-10: 378558167X
ISBN-13: 978-3785581674
Erscheinung Erstausgabe: 15.02.2016
Genre: Jugendbuch, Dystopie
Handlungsort: USA



Inhalt:

Davy hat alles was man sich in ihrem Alter erträumt: sie sieht gut aus, ist beliebt und hat einen tollen Freund. Außerdem ist sie ein musikalisches Wunderkind. Sie kann zahlreiche Instrumente spielen, singen und hat eine glänzende Zukunft vor sich. Doch dann wird bei ihr das Mördergen HTS diagnostiziert und ihre Welt bricht von einen Tag auf den anderen zusammen. Sie kann nicht mehr auf ihre Privatschule gehen, sondern muss auf eine öffentliche Schule wechseln, wo sie aber auch von den normalen Schülern fern gehalten wird, ihre Freunde wenden sich von ihr ab und ihre Zukunft ist zerstört. Wird sie wirklich zu dem werden, für das die Welt sie hält - einer Mörderin?


Cover und Gestaltung:

Am Cover gefällt mir am besten die tolle intensive Farbgebung in schönem Blauton. Ansonsten mag ich Cover mit Personen im Vordergrund nicht so gern und hier stimmt das Mädchen auch nicht mit der beschriebenen Protagonistin im Buch überein. Aber es ist wenigstens mit der Markierung am Hals noch recht passend zum Thema gehalten. 


Meine Meinung:


Dieses Buch hatte mich aufgrund des interessanten Themas sofort angesprochen. Das Buch spielt einige Jahre in der Zukunft. Die im Buch beschriebene Welt ist aber durchaus schon heute vorstellbar. Denn die Diskussion, ob es die Gene oder die Erziehung und Erfahrungen sind, die uns zu dem macht was wir sind ist unter Wissenschaftlern ja schon lange allgegenwärtig. Und genau diese Frage finde ich auch irre spannend.

Leider musste ich jedoch feststellen, dass das Buch diese Themen nur im Vorbeigehen anreißt. Immer am Anfang der Kapitel sind kurze Interviewausschnitte, Statistiken oder Dokumente abgedruckt, die dazu dienen sollen, dass man auch etwas darüber erfährt wie sich die Welt und die Gesellschaft nach der Entdeckung des Mördergens verändert hat. Davon hätte ich mir durchaus viel mehr erwartet. 
Stattdessen kam mir das Thema zumindest im ersten Band aber leider nicht so wirklich durchdacht vor und bildete eher die Rahmenhandlung, um daraus eine typische Geschichte nach Schema F des momentanen Jugendbuchgenres zu entwickeln.

Also ist es ein behütetes talentiertes Teenie Mädel ohne Sorgen, beliebt bei allen in der Schule und mit tollem Freund, deren Leben sich durch die Diagnose des Mördergens schlagartig verändert. Sie trifft auf einen Bad Boy, der dann allerdings doch ein netter Typ ist etc. pp. Und so ging es das ganze Buch weiter. Ich konnte eigentlich schon nach den ersten Seiten erahnen, wie die Geschichte weitergeht und so ist es dann auch eingetreten. Es gab keinerlei Überraschungen, denn alles lief nach so einem 0815 Muster ab, wie man es schon von zig Jugendbüchern kennt. 

Interessant fand ich durchaus die Gesellschaft, in der man aufgrund eines Gens schon vor verdächtigt wird, bevor man überhaupt eine Straftat begangen hat. Leider geht dieser aber 1. neben der Liebesgeschichte schon fast unter und 2. ist diese an manchen Stellen auch etwas zu übertrieben dargestellt. So zum Beispiel bei Davys Freundin Tori, deren prompte Reaktion ich schon ziemlich überspitzt dargestellt finde. Ebenso für die Reaktion von dem Rest der Gesellschaft. Dafür ging es einfach viel zu schnell, um im entferntesten realistisch zu sein.

Auch mit der Protagonistin Davy konnte ich mich über das gesamte Buch nicht anfreunden, was an ihrer Naivität, Voreingenommenheit und Arroganz am Anfang der Geschichte lag. Mir ist schon klar, dass man sie bewusst als so naives, beliebtes, sorgloses Mädchen dargestellt hat, was keinen Schimmer von der Welt hat, um dann ihre Charakterentwicklung im Folgenden hervorzuheben. Aber dadurch hat es der Charakter bei mir schon von Beginn an schwer gehabt. Und selbst nach der Diagnose des HTS-Gens legt sie ihre Vorurteile gegenüber anderen Trägern nicht ab.
Die Krone aufgesetzt haben dann noch ihre (angeblichen) Freunde. Was für Freundschaften sie sich da aufgebaut hat, merkt man daran, wie schnell diese nach der HTS-Dianose bei Davy verschwunden sind.

Auch die Nebencharaktere konnten mich nicht überzeugen und waren viel zu klischeehaft. Außerdem hat mich gestört, dass man trotz das es sich bei allen um Träger handelt sie sofort schablonenhaft in Gut oder Böse einordnen konnte. Hier hätte sich möglicherweise noch ein Plottwist angeboten. Aber so verlief das Buch komplett vorhersehbar und auf das HTS-Gen wurde auch nicht expliziter erklärend eingegangen, so dass es für die Handlung schon fast unbedeutend wurde und alle meine Fragen unbeantwortet blieben. Einzig der Aspekt, dass aufgezeigt wurde, wie sich die Gesellschaft ihre eigenen Monster erschafft, über die sie sich aufregt, hat mich noch überzeugen können.



Fazit:

"Infernale" ist ein Jugendbuch mit sehr interessanter Thematik und tollen Gedankenansätzen, deren Potential jedoch überhaupt nicht ausgeschöpft wird, sondern in einer Liebesgeschichte nahezu untergeht. Es blieb viel zu sehr an der Oberfläche und verläuft leider genau nach dem typischen Schema F für Jugendbücher ohne mich an irgendeiner Stelle überraschen zu können. 

Ganz unterhaltsam vielleicht wenn man noch nicht viel in dem Genre gelesen hat, für mich allerdings eine herbe Enttäuschung.




 Originalität     

   Umsetzung      

    Schreibstil      

     Charaktere     

        Tempo         

          Tiefe         


       Lesespaß      




Die Reihe:

Bei Infernale handelt es sich um eine Dilogie. Beide Teile sind mittlerweile schon erschienen.  



                            






2 Kommentare:

  1. Hallo Julia,

    ui, das tut mir ja leid, dass dich nicht einmal Teil 1 packen konnte. Ich mochte das Buch total gern, weil für mich doch alles gepasst hat.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Huhu Nicole,

      ja ich hatte mir was ganz anderes erwartet. Dass mehr auf die Gesellschaft eingegangen wird. Als so wie in den Kapiteleinführungen, nur mehr davon in der richtigen Geschichte. Mir hat da die klischeehafte Liebesgeschichte zu viel Spielraum eingenommen. Vielleicht bin ich auch langsam einfach zu alt geworden für diese Art Jugendbüchern mit so ausgeprägter Love Story oder hab zu viel davon gelesen. Ich hab das Gefühl es ist immer das Gleiche Schema F....

      Viele Grüße, Julia

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