Mittwoch, 19. Juni 2024

[Rezension] Der Sprung - Simone Lappert

[Rezension] Der Sprung - Simone Lappert


Titel: Der Sprung
Autor: Simone Lappert
Seitenzahl: 333
Verlag: Büchergilde Gutenberg

ISBN-10: 3763271759
ISBN-13: 978-3763271757
Erscheinung Erstausgabe: 28.08.2019
Genre: Belletristik
Handlungsort: Thalbach (bei Freiburg)


Klappentext:

Eine junge Frau steht auf einem Dach und weigert sich herunterzukommen. Was geht in ihr vor? Will sie springen? Die Polizei riegelt das Gebäude ab, Schaulustige johlen, zücken ihre Handys. Der Freund der Frau, ihre Schwester, ein Polizist und sieben andere Menschen, die eng oder entfernt mit ihr zu tun haben, geraten aus dem Tritt. Sie fallen aus den Routinen ihres Alltags, verlieren den Halt – oder stürzen sich in eine nicht mehr für möglich gehaltene Freiheit.


Cover und Gestaltung:

Auf dem Cover der Büchergilde Ausgabe sieht man eine Frau mit einer Topfpflanze im Arm auf einem Dach stehen und dies passt damit perfekt zum Inhalt der Geschichte.


Meine Meinung:

Das Buch beginnt scheinbar mit dem Ende und schildert im Prolog einen Sprung. Danach springt es 2 Tage zurück und beginnt allerhand Personen einzuführen, die zum großen Teil zufällig in die Geschichte geraten und deren aller Leben mehr oder weniger von der Frau auf dem Dach beeinflusst wird. Man merkt schnell, dass sich dieses Buch kaum um den Sprung an sich oder die Springende dreht, sondern viel mehr die Geschichten der Menschen drum herum den Großteil der Handlung bilden.

Diese Personen sind sehr vielfältig. Da haben wir den Polizisten Felix, der aufgrund seiner Vergangenheit Probleme mit seiner schwangeren Frau hat, Theres und Werner, die einen kleinen Laden führen, der im Zeitalter der Supermärkte aber kurz vor der Pleite steht. Ein ähnliches Schicksal teilt Egon, der einmal Hutverkäufer war und jetzt auf dem Schlachthof arbeiten muss, nachdem sein ehemaliger Laden in ein Handygeschäft umgebaut wurde. Wir lernen 2 Obdachlose kennen und das Schulmädchen Winnie, das von ihren Klassenkameraden gemobbt wird. Dazu kommen ein Fahradkurrier, eine Bürgermeisterkandidatin, eine Schneiderin, ein Designer und eine grimmige alleinlebende alte Frau, so dass man ingesamt 10 verschiedene Perspektiven hat aus denen die einzelnen Kapitel erzählt werden. Verindungen gibt es dabei auch zwischen den Personen. Manche sind eher zufällig und der Situation geschuldet, andere sind nicht sofort ersichtlich.

Die Charaktere und der kurze Einblick in deren Leben hat mir größtenteils sehr gut gefallen, auch wenn es nicht alle gebraucht hätte. Den Stardesigner, der auch von ausserhalb kommt und einfach viel zu überzeichnet dargestellt wurde, passt zum Beispiel nicht so wirklich in die Geschichte.
Alle Charaktere haben anfangs Probleme, sind über etwas unglücklich oder gekennzeichnet von Brüchen in ihrer Biographie. Und alle erleben in den 3 Tagen, die die Frau auf dem Dach steht, angetoßen durch dieses Ereignis, einen Sprung in ihrem Leben. Somit kann man hier wie am Ende des Buches die Mehrdeutigkeit des Buchtitels sehen.


Aber Biographien sind doch sowas wie Dachböden. Ich will nur wissen, was du erlebt hast, bevor wir uns kennengelernt haben...was deine Geschichte ist, was auf deinem Dachboden herumsteht. (Seite 87)

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Er ist sehr intensiv und atmosphärisch dicht. Die Stimmung die über der Geschichte schwebt ist sehr melancholisch. Aber auch die Hitze und Schwüle des Sommertages, an dem diese Geschichte spielt, wird so anschaulich beschrieben, dass sie gut zu spüren ist. Und sie überträgt sich auch auf die Menschen des Städtchens, deren Gemüter erhitzen, was teilweise durch die gröhlende Menge an Gaffern dargestellt wird, die die Frau anbrüllen doch nun endlich zu springen.

Das Buch besteht, neben den einzelnen aus verschiedenen Perspektiven erzählten Kapiteln, aus 3 Teilen: "Der Tag davor", "Erster Tag" und "Zweiter Tag". Es werden nicht alle Geschichten bis zum Ende auserzählt, sondern viel mehr gibt es nur eine Momentaufnahme in die verschiedenen Leben in diesen 3 Tagen, die einen Anstoß zu einer Veränderung bei Ihnen auslösen. Dies ist natürlich so von der Autorin gewollt und hat mich bei den Meisten Geschichten auch nicht gestört.
Auch was den Sprung vom Dach angeht, ist am Ende alles anders als es scheint, was wiederum zur Mehrdeutigkeit des Buchtitels führt. Hier finde ich aber, dass das Ende viel zu offen ist. Dass man kaum etwas zu der Frau auf dem Dach und wie es danach in ihrem Leben weitergeht erfahren hat, hat mich trotz dass es die Intention der Autorin war, einfach ziemlich unbefriedigt zurückgelassen.


Fazit:

"Der Sprung" wartet mit einer interessanten Grundidee auf: einer Situation wo man als Leser eigentlich schon weiß wie sie am Ende vermeintlich ausgehen wird und erzählt von dort an was diese Situation in anderen Charakteren auslöst. Diese Idee hat mir ebenso wie der Schreibstil sehr gut gefallen und trotzdem lies mich das Buch am Ende nicht ganz befriedigt zurück.

 



Originalität    
  
 Umsetzung   

 Schreibstil     

 Charaktere    

   Tempo         
      
    Tiefe          
  
  Lesespaß     





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