[Rezension] Das fehlende Glied in der Kette - Agatha Christie
Autor: Agatha Christie
Seitenzahl: 224
Verlag: Atlantik
ISBN-10: 345565052X
ISBN-13: 978-3455650525
Erscheinung Erstausgabe: Oktober 1920
deutsche Erstausgabe: 1929 - Das geheimnisvolle Verbrechen in Styles
Genre: Kriminalroman
Handlungsort: England, Grafschaft Sussex
Klappentext:
Wer hat die wohlhabende Mrs Emily Inglethorp auf ihrem Landgut Styles Court vergiftet? Ihr Ehemann Alfred, der es scheinbar auf das Erbe abgesehen hat? Doch auch ihre Stiefsöhne oder die launische Haushälterin könnten die Mörder sein. In seinem ersten Fall nimmt Hercule Poirot alle Bewohner von Styles gründlich unter die Lupe, bis er das fehlende Glied in der Kette gefunden hat.
Cover und Gestaltung:
Die
Cover zeigt eine Giftflasche, was gut zur Geschichte passt, in der ein Giftmord verübt wird.
Es ist jetzt nicht gerade mein Lieblingscover dieser Reihe, aber es passt sich super in das Design der Neuauflage vom Atlantikverlag ein, die nebeneinander im Regal echt schön aussehen (u.a. mit einem kleinen Symbol am Buchrücken, um welchen Ermittler es sich hier handelt).
Meine Meinung:
"Das fehlende Glied in der Kette" war das Debüt von Agatha Christie und gleichzeitig der erste Fall für ihren berühmten belgischen Ermittler Hercule Poirot.
Erzählt wird die Geschichte als eine Art Bericht in der Vergangenheit aus der Ich-Perspektive von Arthur Hastings, der mitten im 1. Weltkrieg auf Heimaturlaub ist und von seinem Freund John Cavendish auf das Landgut Styles eingeladen wird. Hastings ist auch ein alter Freund von Hercule Poirot, der sich als belgischer Flüchtling ebenfalls gerade in Großbritannien befindet und den Hastings nach dem Mord an Emiliy Inglethorp nach Styles bittet, um bei den Ermittlungen zu helfen.
Die Freundschaft von Hastings und Poirot finde ich sehr amüsant. In diesem ersten Band erzählt Hastings Mrs Inglethorp, dass er nach dem Krieg gerne als Detektiv arbeiten würde. Aber Hastings ist oft zu gutgläubig und interpretiert Dinge zu einfach und Poirots Hinweise falsch. Damit steht er oft stellvertretend für den einfachen Leser, der nicht mit Agatha Christie Denkweise an den Fall ran geht. Teilweise hält er Poirot für übergeschnappt oder zu sehr gealtert, wenn dieser wieder in kryptischen Bermerkungen seine Gedanken äußert und oft reagiert er eingeschnappt wenn er Poirots Hinweise nicht versteht oder aber von ihm aufgefordert wird seine eigenen grauen Zellen zu benutzen.
Aber trotz dieser Eifersüchteleien ist Hastings Poirot immer ein loyaler Gefährte.
Poirot selber wird als kleiner sehr eitler belgischer Detektiv mit scharfem Verstand und Vorliebe für die französische Sprache eingeführt. Betont wird in diesem Band auch seine übertriebene Ordnungsliebe. Aber nur da er so pedantisch ist, kann er diesen Fall im Endeffekt lösen und das fehlende Glied in der Kette finden.
Ebenfalls
begegnen wir hier bereits Inspektor Japp, der die
offiziellen Ermittlungen für Scotland Yard leitet und in ihren späteren Werken ebenfalls
noch viele Auftritte haben wird.
Der Fall und das Setting ist klassisch für einen englischen Kriminalroman. Ein englisches Landgut auf dem ein Mord geschieht, ziemlich viele Familienmitglieder, die alle irgendwie verdächtig sind und viele Indizien, die alle nicht so recht zusammen passen wollen. Wo es sich allerdings etwas von anderen Agatha Christie Büchern unterscheidet, ist der Aufbau. Normalerweise folgt dieser der 3 Teilung Kennenlernen der Figuren und Mord, Ermittlungen und Befragungen, sowie zuletzt die überraschende Auflösung durch Poirot versammelt vor allen Verdächtigen. Hier ist es allerdings eher so, dass man immer wieder jemanden ziemlich in Verdacht hat und dann kommen schon im Mittelteil zahlreiche überrschende Wendungen, die wieder alles in anderem Licht erscheinen lassen und dieser Zyklus beginnt mit einem neuen Verdacht wieder von vorne. Diese zahlreichen Plot-Twists finde ich interessant gemacht, genauso wie die gesamte Konstruktion des Falls.
Ansonsten finde ich macht bei Agatha Christie immer das Zeitkolorit und die Atmosphäre den Charme aus. Sie ist eine Zeitgenossin dieser Epoche und kann diese Zeit besser als jeder historische Roman darstellen, indem sie ihre damalige Lebenswelt authentisch beschreibt.
Ihr Debüt hat sie 1917 geschrieben (veröffentlicht erst 1920) und es finden sich darin viele Anspielungen auf den 1. Weltkrieg, auf die belgischen Flüchtlinge durch diesen und sogar Spionage ist ein Thema am Rande.
Der Mord wird hier mit Gift verübt und man merkt im Buch, dass
Agatha Christie zu dieser Zeit als Apothekerin arbeitete und sich mit der Wirkung von Giften sehr gut auskannte.
Fazit:
"Das fehlende Glied in der Kette" ist ein sehr gut konstruierter und ausgefeilter Kriminalroman mit typisch englischem Flair, in dem Agatha Christie ihre späteren berühmten Charaktere Poirot und Hastings sehr gut einführt. Der Fall lädt mit vielen Indizien zum miträtseln ein. Agatha Christie hat wohl die damalige Wette mit ihrer Schwester gewonnen, denn man wird hier selber kaum auf die richtige Lösung kommen.
Die Hercule Poirot Reihe:
- Das fehlende Glied in der Kette
- Mord auf dem Golfplatz
- Poirot rechnet ab (Kurzgeschichtensammlung)
- Alibi
- Die großen Vier
- Der blaue Express
- Das Haus an der Düne
- Dreizehn bei Tisch
- Mord im Orient-Express
- Nikotin
- Tod in den Wolken
- Die Morde des Herrn ABC
- Mit offenen Karten
- Mord in Mesopotamien
- Der Tod auf dem Nil
- Der ballspielende Hund
- Hercule Poirot schläft nie (Kurzgeschichtensammlung)
- Der Tod wartet / Rendezvous mit einer Leiche
- Hercule Poirots Weihnachten
- Morphium
- Das Geheimnis der Schnallenschuhe
- Das Böse unter der Sonne
- Das unvollendete Bildnis
- Das Eulenhaus
- Die Arbeiten des Herkules (Kurzgeschichtensammlung)
- Der Todeswirbel
- Vier Frauen und ein Mord
- Der Wachsblumenstrauß
- Die Kleptomanin
- Wiedersehen mit Mrs. Oliver
- Die Katze im Taubenschlag
- Ein diplomatischer Zwischenfall (Kurzgeschichtensammlung)
- Black Coffee
- Auf doppelter Spur
- Die vergessliche Mörderin
- Die Schneewittchen-Party
- Elefanten vergessen nicht
- Poirots erste Fälle (Kurzgeschichtensammlung)
- Vorhang
- Die mörderische Teerunde (Kurzgeschichtensammlung)
Hallöchen!
AntwortenLöschenIch mag die Krimis von Agatha Christie auch sehr gerne - vor allem Poirot liebe ich wirklich sehr und hab in den letzten Jahren alle durchgelesen. Manche sind etwas besser, andere etwas schwächer, aber insgesamt immer ein tolles Lesevergnügen.
Liebste Grüße, Aleshanee