Dienstag, 30. Dezember 2014

[Rezension] Das Falsche in mir - Christa Bernuth

[Rezension] Das Falsche in mir - Christa Bernuth


Titel: Das Falsche in mir
Autor: Christa Bernuth
Seitenzahl: 352
Verlag: dtv
ISBN-10: 3423249927
ISBN-13: 978-3423249928
Erscheinung Erstausgabe: 01.01.2014

Genre: Psychothriller




Inhalt:

Lukas Saalfeld hat mit 16 Jahren seine Freundin Marion umgebracht und daraufhin seine Haftstrafe von 10 Jahren in der Jugendhaft abgesessen. Nach seiner Entlassung hat er es geschafft sich ein normales bürgerliches Leben mit Ehefrau, Kindern und Job aufzubauen. Seine neue Familie ahnt nichts von seinen dunklen Neigungen und er führt ein unauffälliges Leben. Als seine Töchter älter werden und in die Pubertät kommen, beginnt die dunkle Seite von Lukas allerdings wieder langsam hervorzubrechen. Und dann wird ein Mädchen, dass große Ähnlichkeit mit Lukas damaliger Freundin Marion aufweist und auf dieselbe Art getötet wurde, aufgefunden. Schnell stellt die Polizei die Verbindung zu dem alten Fall her und Lukas ist der Hauptverdächtige. Aus Panik beginnt er selbst zu ermitteln, hat allerdings auch Angst, was er dabei zu Tage fördert, denn er selbst hat keinerlei Erinnerungen an die Mordnacht und weiß nicht, ob er nicht vielleicht sich selbst jagt.



Cover und Gestaltung:

Das Buch ist eine hochwertige Klappbroschur in einer sehr schönen türkisen Farbgebung. Das Cover zeigt Nägel, die mit Blut beträufelt werden und passt sehr gut zu einem Thriller, allerdings hat es nichts mit der Handlung in dieser Geschichte zu tun.


Meine Meinung:

Die Inhaltsangabe verspricht einmal einen anderen Aufbau eines Thrillers. Und tatsächlich hebt sich dieses Buch sehr gut vom "in der Kindheit schwer missbrauchter Täter begeht blutrünstige Taten und die Polizei ermittelt"-Einheitsbrei, von dem ich schon dermaßen übersättigt bin, ab. Denn hier ermittelt neben der Polizei vor allem Lukas Saalfeld, der vor Jahren eine Tat begangen hat, die den aktuellen Morden sehr ähnelt und sich selbst nicht sicher ist, ob seine dunklen Triebe ihn wieder zu einer solchen Tat getrieben haben. Diese Sicht eines Täters war es, die mich besonders an dem Buch reizte.  


"Die Erkenntnis, dass ich zerstören muss, was ich lieben will."


Größtenteils wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Lukas Saalfeld erzählt, mit der die Autorin dem Leser ermöglicht in die Gefühlswelt eines Protagonisten abzutauchen, mit dem man sich eigentlich nicht identifizieren kann. Sicherlich ein sehr heikles Thema, dass die Autorin hier gewählt hat, aber meiner Meinung nach ist ihr die intensive Darstellung der kaputten Psyche des Protagonisten, seiner Albträume und Abgründe sowie des inneren Zwiespalts, in dem er sich befindet und seiner Zerrissenheit sehr gut gelungen. Diese überträgt sich auch auf den Leser, der aufgrund der Ich-Perspektive alles hautnah miterlebt und sich stellenweise dabei ertappt mit dem Protagonisten zu sympathisieren oder ihn zumindest zu bemitleiden, nur um ihn eine Seite später wieder für seine Gedanken zu verabscheuen. Dabei wird der Protagonist in keinster Weise verherrlicht, sondern immer als eine tickende Zeitbombe dargestellt.
Durch die intensive Konzentration auf Lukas Saalfeld bleiben die Nebencharaktere eher blass, obwohl alle üble Sachen in der Vergangenheit miterlebt haben, die tief in der Psyche vergraben liegen.


"Ich glaube nicht, dass Aggression etwas abbaut. Sie baut vielmehr etwas auf, nämlich neuen Zorn, der sich irgendwann aus sich selbst ernährt." 


Die Art des Erzählens fand ich bei diesem Buch besonders gelungen. Es besteht aus einer Vielzahl von Perspektiven, von denen nur der Protagonist aus der Ich-Perspektive erzählt. Der Großteil der Geschichte ist im Präsens geschrieben. Es fließen auch Erzählstränge aus der Vergangenheit mit ein, ebenso wie Tagebucheinträge oder psychologische Gutachten.
Das Besondere ist allerdings, dass solche Szenenwechsel auch mitten in den Kapiteln stattfinden, so dass eine äußerst verschachtelte und komplexe Geschichte entsteht. Ich empfand dies als absolut gelungen und spannungssteigernd. Für Leser die generell schon Probleme mit mehreren Perspektiven in Büchern haben oder denen solche Wechsel nicht zusagen, ist dieses Buch allerdings sicher zu durcheinander und wahrscheinlich weniger geeignet.
Das Tempo der Geschichte ist bis auf den letzten Teil nicht sonderlich rasant, sondern sie lebt wirklich über weite Strecken von den psychologischen Abgründen und Alpträumen des Protagonisten.

Zum Ende hin führen die Vielzahl der Handlungsstränge wie Puzzleteile zusammen. Es entstehen immer neue Zusammenhänge, was zugegebenermaßen teilweise arg konstruiert wirkt. Trotzdem empfand ich die Thematik und die Konstellationen, auf die die ganze Geschichte hinauslief als sehr interessant. 
Einzig ein Aspekt, der einen gewissen Teil der Geschichte anders als zu Beginn darstellt und damit teilweise wieder etwas relativiert fand ich am Ende nicht so gelungen und ziehe dafür einen halben Stern in meiner Bewertung ab.
Das Ende gestaltet sich recht offen und ich könnte mir gut eine Fortsetzung vorstellen und würde diese gerne lesen.


Fazit:

"Das Falsche in mir" ist einmal ein erfrischend anders aufgebauter Thriller aus der Sicht eines verurteilten Mörders, der versucht einen anderen Mörder zu stellen, ohne zu wissen, ob er nicht vielleicht sich selbst jagt. 
Mich konnte die Geschichte nicht nur mit dieser sehr außergewöhnlichen Idee überzeugen, sondern vor allem auch durch die gut ausgearbeitete psychologische Komponente des Protagonisten und dem äußerst interessanten Erzählstil von Christa Bernuth.


Insgesamt vergebe ich 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung für Liebhaber von psychologischen Thrillern und verschachtelten Geschichten mit vielen Perspektiven.




      Originalität   

      Umsetzung    

       Schreibstil    

 Charaktere   

   Tempo       

      Tiefe       
  
           Lesespaß  






3 Kommentare:

  1. Na dann hat das Buch ja wenigstens einen Nerv getroffen :D
    Meins wars nicht ... man konnt es lesen, aber spätestens ab dem Hypnose-Cut wars vorbei :(

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    1. Ja scheint nicht jedermanns Sache zu sein, wie ich sehen mußte ;) Aber dazu sind Leserunden ja so interessant. Kann mir zwar vorstellen, dass es alles etwas verwirrend ist wegen den Perspektivwechseln im Kapitel, aber dass es bei euch allen so unten durchfällt hätte ich ohne die Leserunde nicht gedacht.

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  2. ich muss schon sagen, dieses Hypnoseding war ein bisschen abgedreht, aber das ist genau mein Ding :D gut, dass es dir auch gefallen hat! Der Schreibstil von Bernuth hat auf jeden Fall meinen Geschmack getroffen und ich werde mal sehen, was die Frau noch so fertig gebracht hat.

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