Samstag, 25. Juli 2015

[Rezension] Eisige Schwestern - S.K. Tremayne

[Rezension] Eisige Schwestern - S.K. Tremayne


Titel: Kalte Schwestern
Autor: S.K.Tremayne
Seitenzahl: 400
Verlag: Knaur TB
ISBN-10: 3426516357
ISBN-13: 978-3426516355
Erscheinung Erstausgabe: 04.05.15

Genre: Psychothriller, Psychodama






Inhalt:

Sarah und Angus Moorcroft haben einen tragischen Schicksalsschlag erlitten: eine ihrer Zwillingstöchter ist verunglückt und gestorben. Ein Jahr nach dem Unfall will die Familie in der Hoffnung auf einen Neuanfang auf eine kleine einsame Insel in Schottland ziehen. Doch plötzlich beginnt sich ihre verbleibende Tochter Kirstie, wie ihre tote Schwester Lydia zu verhalten und möchte auch so genannt werden. Sarah zweifelt plötzlich an der Identität ihrer Tochter. Ist ihnen damals ein schrecklicher Fehler unterlaufen und sie haben den falschen Zwilling beerdigt?



Cover und Gestaltung:

Das Cover zeigt die zwei blonden Zwillingsmädchen im roten Kleidchen vor der Kulisse der einsamen Insel mit dem Leuchtturm. Eins der Mädchen ist durchsichtig dargestellt. Dies erschließt sich aus der Handlung, zu der das Cover sehr gut passt. Außerdem fängt es, ebenso wie der Titel, wunderbar die düstere, schaurige Stimmung der Geschichte ein.




Meine Meinung:

Auf diesen Thriller wurde ich schon durch sein ungewöhnliches, aber faszinierendes Thema, eineiige Zwillinge aufmerksam. Dies versprach ein sehr interessanten, beängstigten und gleichzeitig noch nicht so ausgelutschten Plot für einen Psychothriller.
Und ich wurde nicht enttäuscht. Das Zwillingsthema wurde sehr gut heraus gearbeitet und recherchiert. Man erfährt allerhand über die Verwechselbarkeit, die Trauer und mögliche Identitätskrisen bei eineiigen Zwillingen. Ein grandioser Ausgangspunkt für ein schauriges Verwirrspiel.

Bei "Eisige Schwestern" handelt es sich eher um ein ruhiges Buch. Vielleicht könnte man es auch viel mehr als düsteres Psychodrama bezeichnen. Man sollte also keinen rasanten blutigen Thriller erwarten, aber dennoch ist die Spannung durchweg da und man kann das Buch kaum aus den Händen legen. Der Autor entwickelt ein grandioses Verwirrspiel, Fragen gibt es mehr als genug im Kopf des Lesers und es werden immer wieder neue aufgeworfen. Auch an Wendungen mangelt es dem Buch definitiv nicht. Dazu kommen noch die Geheimnisse, die die Eheleute voreinander hüten, das Misstrauen und der Hass, der immer mehr zwischen ihnen wächst und zu eskalieren droht

Das Setting ist sehr passend zu einem Psychothriller gewählt: ein marodes Haus auf einer einsamen Privatinsel in der rauen, schroffen Landschaft der schottischen Hebriden. Heftige Stürme, die den Winter ankündigen und früh hereinbrechende Dunkelheit. Dieses Setting allein führt zu einer sehr düsteren, trostlosen, ja schon gruseligen Grundstimmung, die sich durch das gesamte Buch zieht und damit eine wunderbar passende Atmosphäre für die Geschichte schafft.


Auch der Schreibstil des Autors passt perfekt zu der Geschichte. Er schreibt einerseits spannend, teilweise mit Cliffhangern, zum anderen aber auch wahnsinnig eindringlich. So schaffte er mir einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt von Menschen, die mit einem Verlust und Schuldgefühlen zu kämpfen haben, aber auch in die komplizierte Psyche eines eineiigen Zwillings. Durch die Eindringlichkeit wurde ich förmlich mitgerissen mit der Unsicherheit von Sarah, um die Identität des lebenden Zwillings.

Sehr gelungen fand ich den Wechsel der Erzählperspektiven. Der Großteil der Geschichte wird von Sarah in der Ich-Form erzählt. Aber ab und an gibt es auch ein Kapitel aus Sicht von Angus in der auktorialen Erzählweise. Dies führt teilweise zu einem Wissenvorsprung beim Leser, aber steigert auch dennoch mehr die Spannung. Denn man erfährt von Geheimnissen, die Angus vor seiner Frau zu haben scheint, von seinem Zorn und seinem durchaus aggressiven Potential. Generell war er für mich eher sehr undurchschaubar. Sarah hingegen ist dem Leser näher und man leidet, aufgrund der Ich-Perspektive, in der sie einem ihr Seelenleben ausschüttet, mehr mit ihr mit. Auch mit Kirstie hatte ich teilweise Mitgefühl, allerdings war sie mir auch meist extrem schaurig in ihrem Verhalten und ihrem schwanken zwischen den Persönlichkeiten.
Symphatisch war mir keiner der Charaktere, denn diese Familie ist einfach nur kaputt, gefühlskalt, voller Misstrauen und alles wurde tot geschwiegen. Aber symphatische Charaktere brauche ich auch nicht in einem Psychothriller. Stattdessen waren sie sehr gut und passend zur Geschichte gezeichnet und ihr gesamtes Verhalten ergibt nach der Auflösung einen Sinn, was für mich in einem Psyhothriller wichtiger ist, als Sympatie mit den Protagonisten.



Fazit:

"Eisige Schwestern" ist ein psychologisches dichtes, subtiles und sehr atmosphärisches Familiendrama, dass mir beim Lesen mehr als einen kalten Schauer über den Rücken gejagt hat und mich mit der Verwirrung selbst nahe an den Wahnsinn getrieben hat.
Eine absolute Leseempfehlung für alle, die psychologisch tiefe Thriller den blutigen vorziehen.





   Originalität     

   Umsetzung      

    Schreibstil      

     Charaktere     

        Tempo         

          Tiefe          

        Lesespaß      




Vielen Dank an den Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!




2 Kommentare:

  1. Durch die sukzessiv aufgebaute Vertrautheit mit den verschiedenen Perspektiven, hat mich gerade das Ende des Buches noch einmal richtig gepackt. Diese kurze Verwirrung hinterlässt Staunen!

    Liebe Grüße vom Buch- und Medienblog
    Oliver Steinhäuser

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    1. Ja das letzte Kapitel und das darin noch einmal eingebaute Spiel mit den Identitäten hat mir am Schluss auch gefallen und war sehr gut gemacht.

      Viele Grüße, Julia

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