Mittwoch, 23. Juli 2014

[Rezension] Die Vatermörderin - Carina Bergfeldt

[Rezension] Die Vatermörderin - Carina Bergfeldt




Titel: Die Vatermörderin
Autor: Carina Bergfeldt 
Seitenzahl: 448
Verlag: Goldmann
ISBN-10: 3442480744
ISBN-13: 978-3442470846
Erscheinung Erstausgabe: 17.06.2014





Inhalt:

Im Simsjön-See wird eine gefrorene Frauenleiche gefunden. Die Polizistin Anna Eiler übernimmt den Fall. Aber auch die zwei Reporterinnen Julia Almliden und Ing-Marie Andersson haben Interesse an dem Mordfall. Und jede der drei Frauen trägt ein Geheimnis mit sich herum.

Parallel plant eine anonyme Frau den Mord an ihrem eigenen Vater, der ihre gesamte Familie über Jahre hinweg tyranissiert hat.



Cover und Gestaltung:

Das deutsche Cover ist bläulich und zeigt eine Tulpe von der Blutstropfen herunterfallen. Ich finde es ganz schön, aber kann irgendwie daraus keine Verbindung zu der Geschichte schlagen.

Das Originalcover mit einem blutigen Handschuh, der einen Muffin hält finde ich da besser gelungen und es zeigt wunderbar die Ironie, die auch in diesem Buch enthalten ist.



Meine Meinung:

Sehr interessant fand ich den Aufbau des Buches. Es beginnt mit einem Prolog, in dem bereits jemand kurz davor steht seinen Vater zu töten. Dieser liegt schon eingewickelt in Plastikfolie auf einer Liege fixiert.
Danach springt das Buch um genau 78 Tage zurück und man kann in den Kapiteln, die von einer anonymen Ich-Erzählerin erzählt werden den Plan für diesen Mord mitverfolgen. Dabei holt sich die Protagonistin Anregungen aus Filmen, Krimiserien und Büchern, als sie überlegt, auf welche Weise sie den Mord begehen will, wie sie die Leiche entsorgen kann etc. Sie recherchiert im Internet, in Bibliotheken und Ausstellungen, erstellt eine Songliste, die sie ihrem Vater vorspielen will bevor sie ihn tötet und beschafft sich alle nötigen Materialien.
Weitere Kapitel, die kursiv gedruckt sind handeln in der Vergangenheit und beschreiben verschiedene einschneidende Szenen aus der Kindheit der Protagonistin und wie sie in ständiger Angst vor den Wutausbrüchen ihres Vaters leben musste. Aber nicht nur sie, sondern auch ihre Mutter, ihre Geschwister und die Stiefmütter litten unter seinen Gewalttätigkeiten. Aus Rache und um zu verhindern, dass jemand irgendwann tödlichen Schaden durch diesen Tyrannen nimmt, beschließt sie ihn zu töten.
Im Buch wird dabei sehr gut hervor gehoben, was auch reine psychische Gewalt mit einem machen kann. Obwohl ihre Plannungen sehr kaltblütig und makaber sind kann man die Motivation dieser Frau für einen Mord nachvollziehen. Und es sind auch Kapitel eingestreut, in denen ihr durchaus Zweifel kommen, ob sie das richtige tut. Aber als Leser weiß man natürlich durch den Prolog schon an welchem Punkt man ankommen wird, was ich hier sehr gelungen fand.

Parallel wird eine Geschichte über einen anderen Mord erzählt. Im Simsjön-See wird eine gefrorene Frauenleiche gefunden. In diesem Fall ermittelt Anna Eiler. Aber auch die Journalistinnen  der regionalen Zeitung Julia Almliden und Ing-Marie Andersson haben Interesse an dem Mordfall und möchten ihn gerne lösen. Zunächst scheinen es zwei völlig verschiedene Geschichten zu sein, die nebeneinander her erzählt werden, aber als Leser ahnt man natürlich, dass diese am Ende auf irgendeine Weise verknüpft werden.

Am besten hat mir der Erählstrang über die Vatermörderin gefallen, da ihre Gedanken und Gefühle am detailliertesten und nachvollziehbarsten ausgearbeitet sind. Aber auch der andere Mordfall ist nicht uninteressant. Julia und Ing-Marie fand ich ebenfalls ganz gut dargestellt, obwohl ihre Ermittlungen etwas unrealistisch sind, denn ich denke kaum, dass jemand in der Realität zwei Reporterinnen bei Befragungen so viele Auskünfte geben würde.
Die Ermittlerin Anna Eiler war mir etwas farblos dargestellt und überhaupt fand ich die Ermittlungen der Polizei, die immer einen Schritt hinter den Journalistinnen hinterher hinkt und es versäumt wichtige Spuren sicherzustellen in diesem Buch sehr träge. 

Das Buch wechselt ständig die Perspektiven zwischen der Ich Erzählerin in der Gegenwart und der Vergangenheit, der Polizistin und den zwei Journalistinnen ohne dabei jedoch verwirrend zu sein. Man weiß zu jeder Zeit in welchem Erzählstrang man sich gerade befindet.
Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, was die Spannung durchweg hoch hält und ein sehr schnelles Lesen garantiert.
Sowohl was die Identität der Vatermörderin anbelangt, als auch bei dem Fall um die gefrorene Frauenleiche sind sehr viele Wendungen enthalten und die Autorin versteht es einen geschickt an der Nase herum zu führen, so dass man von einem Verdächtigen zum Nächsten schwankt.
Beim Ende bin ich etwas zwiegespalten, was ich aber hier nicht näher erläutern möchte, um nichts vorweg zu nehmen.



Fazit:

"Die Vatermörderin" ist ein toller Thriller zu einem ernsten Thema, mit einem sehr gut gewählten Aufbau, der die Spannung bis zu den letzten Seiten erhält. Die Geschichte kommt ohne viel Blut aus und ist eher psychologisch aufgebaut. Auch Ironie fließt in dieses Buch mit ein, wodurch eine gute Unterhaltung garantiert ist und erhält daher von mir insgesamt 4 Sterne.





     Originalität    

      Umsetzung     

        Schreibstil    

       Charaktere     

          Tempo         

          Tiefe            

       Lesespaß         






3 Kommentare:

  1. Ich glaube ja, dass diese Trägheit der Polizei absichtlich war. Denn es wird immer wieder indirekt angesprochen, was du auch schon sagst: 2 Reporterinnen arbeiten besser als die Polizei. Die zwei Frauen machen ja immer wieder Bemerkungen darüber - daher auch meine Vermutung.

    Ansonsten deckt sich deine Kritik mit meiner Meinung zu dem Buch :)

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    1. Ja sicher Absicht, um die Reporterinnen mehr ins Spiel zu bringen. Aber es ist halt doch unrealistisch, dass die Spurensicherung so schlammt.
      Naja aber es war trotzdem ein sehr gutes Buch :)

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    2. Seit wann sind Bücher realistisch :D

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