Donnerstag, 26. November 2015

[Rezension] Scherbenseele - Erik Axl Sund

[Rezension] Scherbenseele - Erik Axl Sund



Titel: Scherbenseele (Kronoberg-Reihe #1) 
Autor: Erik Axl Sund
Seitenzahl: 416
Verlag: Goldmann
ISBN-10: 3442483336
ISBN-13: 978-33442483334
Erscheinung Erstausgabe: 08.09.15

Genre: Psychothriller





Inhalt:

Schweden wird von einer Selbstmordserie Jugendlicher heimgesucht. Allen gemeinsam ist dabei, dass die Jugendlichen während sie sich umbringen alle die verstörend düstere Musik von einem Interpreten namens "Hunger" auf alten Musikkassetten in einem Walkman gehört haben und dass sie sehr grausame Methoden für ihren Suizid wählen. Kriminalkommisar Jens Hurtig macht sich auf die Suche nach Hunger und muss sich dazu auch in die Stockholmer Untergrundszene begeben, die durch Drogen, Selbstzerstörung und Hoffnungslosigkeit von Jugendlichen bestimmt wird.



Cover und Gestaltung:

Das Cover zeigt einen düsteren Wald und den Blick in einen Sternenhimmel. Eigentlich ein sehr schönes Cover, dass aber trotzdem die düstere Stimmung und die Melancholie des Romans sehr gut wiederspiegelt. Der Titel "Scherbenseele" ist sehr gut gewählt und hier echt Programm.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass die Gestaltung von der erste Trilogie beibehalten wurde und die Aufmachung des Buches perfekt zur Victoria-Bergmann-Trilogie desselben Autorenduos passt.


Meine Meinung:

Nachdem ich im letzten Jahr von "Krähenmädchen" (Auftakt der Viktoria-Bergmann-Trilogie) sehr begeistert war, wollte ich nun auch unbedingt das neue Buch des Autorenduos Jerker Eriksson und Hakan Axlander Sundquist lesen. "Scherbenseele" soll wieder der Auftakt zu einer neuen Reihe sein. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine Trilogie, sondern die Bände sind diesmal in sich abgeschlossen.

Der Einstieg in das Buch war nicht ganz leicht, da sehr viele Figuren eingeführt werden die eine Rolle für die Handlung spielen, deren Beziehung untereinander aber erst nach und nach aufgedeckt wird. Die Kapitel sind dabei auch immer aus den Perspektiven der einzelnen Personen erzählt und sehr kurz gehalten, oftmals sogar nur 1-2 Seiten. So fliegt man natürlich einerseits durch das Buch, andererseits hat man aber auch sehr rasche Perspektivwechsel und lose Erzählstränge, die erst später mehr und mehr zusammen finden.
Für Leser die sich schon mit 2-3 verschiedenen Perspektiven schwer tun, ist es sicherlich schwierig da mitzukommen, da es sich hierbei wirklich um unzählige Personen handelt, die aus ihrer Perspektive erzählen. Ich persönlich mag solche Wechsel der Sichtweisen generell sehr gern, habe aber hier gemerkt, dass mir aufgrund der vielen Figuren die Zeitspanne bis ich wieder zu der Sicht einer bestimmten Person zurückkehre im ersten Teil des Buches zu lang war. Deshalb empfand ich die Handlung in der ersten Hälfte auch trotz der sehr kurzen, schnell zu lesenden Kapitel als ziemlich zäh und die Geschichte plätscherte so vor sich hin. Das Hauptaugenmerk liegt im ersten Teil auch eher auf der Psyche der Figuren und deren Beziehung zueinander, als an der Entwicklung des Handlungsverlaufes.

Im zweiten Teil kommt dann endlich mehr Fahrt in die Handlung und es baut sich ein Spannunsbogen auf. Dieser Teil ist auch mit sehr vielen Wendungen gespickt, mit denen ich so nicht gerechnet hatte und die Autoren versuchen immer wieder den Leser auf eine falsche Fährte zu lenken. Von da an fesselte mich das Buch dann auch etwas mehr. Die Puzzleteile werden nach und nach bis zur Entlarvung des Täters zusammengesetzt und langsam wurde auch ein Motiv deutlicher, dass aber meiner Meinung nach noch mehr Erklärung bedarf hätte. So blieben doch am Ende viele Fragen für mich offen, obwohl der Fall abgeschlossen scheint. 

Sehr gut gefallen hat mir hingegen wieder die Grundstimmung und Atmosphäre des Buches. Durch die detaillierte Beschreibung der Stockholmer Untergrundszene und der Hoffnungslosigkeit und Resignation der Jugendlichen und deren Selbstverletzung ist diese wie schon bei "Krähenmädchen" sehr intensiv, düster, melancholisch und beklemmend und hängt wie eine Glocke über der gesamten Handlung. Dies schlägt natürlich auch beim Leser stark aufs Gemüt, dessen sollten sich eher zart besaitete Leute bewusst sein, ebenso dass die Arten der Selbstmorde doch schon ziemlich grausam und auch detailliert und schonungslos beschrieben sind.

Ihrem nüchternen, distanzierten Schreibstil behält das Autorenduo aber auch in diesem Reihenauftakt bei. Die meisten Charaktere bis auf den Ermittler Jens Hurtig bleiben leider eher blass, was vermutlich an der großen Anzahl der Figuren und den schnellen Szenenwechseln liegt.


Fazit:

Mit "Scherbenseele" lassen uns Erik Axl Sund wieder einmal tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken. Das Buch befasst sich mit der Hoffnungslosigkeit allerlei gescheiterter Existenzen, Selbstzerstörung und Todessehnsucht. Ähnlich dem Vorgängerwerk des Autorenduos ist das Buch keine leichte Kost und nicht einfach zu lesen. Es überzeugt aber wieder mit einer tiefen schwermütigen und melancholischen Atmosphäre.
Leider kam es aber vom Spannungslevel, von der Tiefe der Charaktere und von der Auflösung her nicht an "Krähenmädchen" ran, so dass es für mich ein solider aber eher mittelmäßiger Psychohriller war.




   Originalität     

   Umsetzung      

    Schreibstil      

     Charaktere     

        Tempo         

          Tiefe          

        Lesespaß      




Vielen Dank an den Goldmann Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!




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