Mittwoch, 6. Juli 2016

[Rezension] Silo - Hugh Howey

[Rezension] Silo - Hugh Howey


Titel: Silo
Autor: Hugh Howey
Seitenzahl: 544
Verlag: Piper
ISBN-10: 3492055850
ISBN-13: 978-3492055857
Erscheinung Erstausgabe: 12.03.13

Genre: Dystopie



Inhalt:

In einer nicht näher bestimmten Zukunft ist das Leben auf der verwüsteten Erde aufgrund der giftigen Atmosphäre unmöglich geworden und so leben die Menschen in riesigen Tanks unter der Erde, den Silos. Diese Silos sind streng hierarchisch organisiert und geregelt. Werden die Regeln missachtet, wird man zur Strafe aus dem Silo hinaus geschickt mit der einzigen Aufgabe die Linsen der Monitore zu reinigen, bevor man durch die Gifte einen qualvollen Tod erleitet.


Cover und Gestaltung:

Das Cover ist sehr schön und passend zur Geschichte gewählt. Zuerst sieht es aus wie eine Spirale, aber bei genauerem Hinsehen, bemerkt man, dass es sich dabei um die Wendeltreppe handelt, die die zahlreichen Stockwerke des Silos miteinander verbindet. Auch der sehr schöne gelbe Buchschnitt macht die Gestaltung zu etwas Besonderem.


Meine Meinung:

Das Buch konnte mich nahezu von Beginn an fesseln. Die Idee eines Lebens in einem Silo unter der Erde ist originell und mal was ganz anderes. Die Organisation des Silos wurde zu Anfang gut beschrieben. Es gibt dort viele verschiedene Stockwerke, denen allen eine andere Aufgabe zugeteilt ist. Es gibt unter anderem Etagen für die politische Führung, für die IT Abteilung, die Gesundheitsversorgung, die Farmen, Wohnbereiche und die Mechanikabteilungen. Das gesamte Silo umfasst 130 Stockwerke und ein Auf und Abstieg über die Wendeltreppe, die sich in die Tiefe schraubt kann mehrere Tage in Anspruch nehmen. Sehr interessant fand ich dabei die hierarchisch angeordnete Gesellschaftsstruktur eines Klassensystems innerhalb des Silos. 
Alles ist streng geregelt, sogar welches Paar Nachkommen haben darf. Wer gegen diese Regeln verstößt wird mit Verbannung aus dem Silo bestraft. Auch Nachforschungen über das Silo, die Welt außerhalb und die eigene Geschichte werden nicht gern gesehen. Wird man bei diesen erwischt, wird man ebenfalls nach draußen in die giftige Umwelt geschickt. Ausgestattet nur mit einem Schutzanzug, der gerade solange vor den giftigen Stoffen schützt, bis die Verurteilten die Reinigung der Linsen, der einzigen Verbindung zur Außenwelt übernommen haben. Doch warum übernehmen alle Verurteilten vor ihrem sicheren Tod überhaupt noch die Reinigung der Linsen? Diese Frage beschäftigt auch Sheriff Holsten, dessen Frau vor 3 Jahren das Silo freiwillig verlassen hat. In der Hoffnung Antworten zu finden, folgt er ihr und meldet sich ebenfalls freiwillig zur Reinigung der Linsen.
Überraschenderweise wird nach seinem freiwilligen Verlassen des Silos Juliette, eine Mechanikerin von ganz unten zu seiner Nachfolgerin ernannt. Diese beginnt über das Schicksal von Holsten nachzuforschen und fragt sich, ob er vielleicht irgendeine Entdeckung gemacht hat, die ihn dazu trieb das Silo freiwillig zu verlassen und beginnt die Hierarchie im Silo immer mehr zu hinterfragen, was allerdings auch immer gefährlicher für sie selbst wird.

Die Frage nach den Hintergründen der Silos und was die Verurteilten bei der Reinigung gesehen haben, kommt dabei aber auch für den Leser erst nach und nach ans Licht, was für einen konstant hohen Spannungsbogen sorgt. Auf den Weg dahin ist das Buch auch noch mit so einigen Wendungen gespickt. Leider finde ich einen kleinen Satz auf dem Klappentext jedoch schon etwas zuviel und wünschte mir diesen vorher nicht gelesen zu haben.

Das Buch hebt sich erfrischend von den ganzen Jugendbuch Dystopien, die in den letzten Jahren den Markt überflutet haben ab. Es ist nicht nur reine Unterhaltungsliteratur, sondern geht mehr in die Tiefe und regt zum Nachdenken über die Hierarchien eines Klassensystems und wie viel Freiheit und Wahrheiten man Menschen in solch einer Situation überhaupt zumuten kann, an.

Die Charaktere sind glaubhaft und ausdrucksstark gezeichnet. Man sollte jedoch darauf vorbereitet sein, dass Hugh Howey manche Charaktere auch so schnell wieder gehen lässt, wie sie gekommen sind.

Die Geschichte wird nicht chronologisch, sondern mit vielen Vor- und Rückblenden erzählt, was für mich die Spannung allerdings noch mehr anhob. Denn der Autor springt beliebig zwischen den verschiedenen Handlungen hin und her und schafft es an das Ende von jedem Abschnitt einen ordentlichen Cliffhanger zu platzieren.
Was das Buch ebenfalls von allen Jugendbuch Dystopien abhebt ist die wesentlich beklemmendere Atmosphäre. Denn dem Autor ist es gelungen den düsteren und beängstigenden Schauplatz des Silos sehr gut atmosphärisch darzustellen. Von der Stimmung her hat mich das Buch dabei öfters im höchst positiven Sinne an "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley erinnert.

Das Ende des Buches und die Aufklärung fand ich im Vergleich zum Gesamtumfang des Buches und der Detailverliebtheit, mit der Howey so manch andere unwichtige Handlungen beschrieb dann fast ein bisschen zu schnell abgehandelt, aber das war schon die einzige kleine "Schwäche", die ich in diesem Roman finden konnte. Um die zahlreichen Ideen aber wirklich zu verstehen, sollte das nach "Silo" erschienene "Level" gelesen werden, das aber eigentlich ein Prequel zur Geschichte darstellt.



Fazit:

"Silo" ist ein spannender, sehr intelligenter und herrausragender dystopischer Roman, der sich vor allem auch durch sein interessantes Setting und seine bedrückende Atmosphäre auszeichnet und von der Flut der Jugendbuchdystopien deutlich abhebt.




   Originalität     

   Umsetzung      

    Schreibstil      

     Charaktere     

        Tempo        

          Tiefe         

        Lesespaß      




Die Reihe:



                            










3 Kommentare:

  1. Hi Julia,

    das Buch subbt bei mir noch und mal schauen, wann ich es davon befreien werde :)

    Deine Rezi spricht eigentlich dafür, dies bald zu tun, aber ich habe in letzter Zeit so einige Dystopien gelesen und bin etwas übersättigt davon.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Huhu Uwe

      ja das kann ich verstehen bei der Überflutung des Marktes mit Dystopien. Da das meist aber Jugendbücher sind, freue ich mich immer über jede Dystopie für Erwachsene. Und diese lohnt sich da echt. Ich lese ja auch gern Jugendbücher, aber atmosphärisch und so war das dann doch mal was ganz anderes hier.

      Viele Grüße, Julia

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  2. Hallo Julia,

    ich habe jetzt erst durch deinen Monatsrückblick mitbekommen, dass du "Silo" gelesen hast. Das Buch ist jetzt erst bei mir eingezogen, ich hatte es ewig auf der Wunschliste und jetzt freue ich mich drauf, wenn es in nächster Zeit mal gelesen wird. Es klingt richtig, richtig gut. Vor allem deshalb, weil es sich von anderen Dystopien auf seine Art abzuheben scheint.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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