Freitag, 8. Juli 2016

[Rezension] Liebeskinder - Jana Frey

[Rezension] Liebeskinder - Jana Frey


Titel: Liebeskinder
Autor: Jana Frey
Seitenzahl: 384
Verlag: Arena
ISBN-10: 3401067877
ISBN-13: 978-3401067872
Erscheinung Erstausgabe: 05.01.15

Genre: Roman, Jugendbuch



Inhalt:

Zadoc und Ivory verbindet schon seit Kindertagen eine tiefe Freundschaft gegen die aber alle anderen Menschen sind, da Zadoc anders ist als "normale" Kinder. Ivory ist die Einzigste, die immer zu ihm hält und je älter sie werden verwandelt sich Zadocs Zuneigung immer mehr in Liebe.

Kenzie steht ihr Leben lang im Schatten ihrer jüngeren Schwester Janis und kann sich erst sehr spät daraus befreien, als sie Amos trifft, sich verliebt und ihre Unsicherheit langsam ablegt.

All dies ist in irgendeiner Art miteinander verbunden. Nur wie?



Cover und Gestaltung:

Das Cover ist mit den Blumen und dem gepunkteten Hintergrund eher verspielt. Davon sollte man jedoch nicht auf die Geschichte schließen, die sich ganz anders darstellt und viel tiefgründiger, melancholischer und bedrückender ist, als es das Cover vermuten lässt. Eventuell hätte man ein ernsthafteres Cover wählen sollen, damit das Buch mehr Aufmerksamkeit bekommt, die es auf jeden Fall verdient hätte.


Meine Meinung:

Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, da der Klappentext ja etwas kryptisch ist und nicht allzu viel verrät, um was es sich hierbei für eine Geschichte handelt. Dies ist aber auch gut so, denn in manche Bücher sollte man sich einfach ohne großes Vorwissen hineinfallen lassen und allzu viel kann man hier auch nicht über den Inhalt sagen ohne zuviel zu verraten.

Die Geschichte wird in 3 Handlungssträngen erzählt, die sich immer kapitelweise abwechseln. In zwei Handlungssträngen begegenen wir Ivory und Zadoc, die Nachbarn sind und bereits als kleine Kinder eine tiefe Freundschaft entwickeln und Blutsbrüderschaft schließen, obwohl Zadoc psychisch beeinträchtigt und häufig verwirrt und verstört ist. Diese Freundschaft verfolgen wir dabei in einem Handlungsstrang aus der Gegenwart und in einem anderen Handlungsstrang werden immer wieder Szenen der beiden aus den vergangenen Jahren erzählt.
Der 3. Handlungsstrang startet bereits 1969 in Kalifornien mit der Geburt von Mackenzie, die in einer Partnerschaft von 2 Frauen aufwächst. 3 Jahre später bekommt sie eine Schwester namens Janis, neben der sie sich ihr ganzes Leben lang unscheinbar und unzufrieden fühlen wird.

Das Prinzip von mehreren Handlungssträngen gefällt mir immer sehr gut, wobei ich hier nicht so recht verstanden habe, warum man den Handlungsstrang von Zadoc und Ivory noch einmal aufteilt. Diese Sprünge in deren Geschichte machen das Lesen eher schwieriger und anstatt mehr Spannung zu erzeugen, war es eher so, dass man durch die Kapitel in der Gegenwart teilweise schon wusste, wie bestimmte Situationen in der Vergangenheit ausgegangen sind, bevor sie dort überhaupt erzählt wurden. Da wurden teilweise also eher Dinge vorweg genommen und die Spannung dadurch etwas raus genommen. Das Buch ist sowieso schon so verschachtelt geschrieben, dass ich mir an dieser Stelle zumindest eine kontinuierliche Schilderung von Zadocs und Ivorys Freundschaft vom Anfang bis in die Gegenwart gewünscht hätte.

Die 2 verschiedenen Geschichten um Zadoc und Ivory auf der einen und Kenzie und ihre Schwester Janis auf der anderen Seite hingegen fand ich sehr spannend, da man hier lange Zeit überhaupt keine Verbindung sieht und gespannt ist, in welche Richtung die Autorin die Geschichte lenken wird. Erst im letzten Drittel ahnt man wie alles zusammen hängen könnte. Es ist aber trotzdem noch bis zum Schluss spannend, da man einfach nicht glauben kann, wie alles so gekommen sein mag.
Dabei könnte ich nicht sagen, welchen der Handlungsstränge ich am liebsten mochte. Ich fand beide für sich schon sehr spannend und das Miträtseln wie sich beide verbinden werden, hat noch sein Übriges getan. Nur die Kapitel von Zadoc und Ivory in der Vergangenheit mochte ich nicht so, da bei diesen für mich wie oben schon erwähnt die Spannung fehlte, da man ja nun schon die Gegenwart der beiden kennt.

Ich würde das Buch nicht in die typische Jugendbuchliteratur einordnen. Dieses Buch richtet sich mindestens genauso an Erwachsene und es ist weder vom Schreibstil her, noch vom Inhalt ein leicht verdauliches Buch, denn es ist sehr komplex und mit hohem Anspruch für ein Jugendbuch. Es ist eine sehr berührende Geschichte, die zum Nachdenken anregt und die einen nicht so schnell wieder los lässt, weil man erst einmal eine Weile braucht, um das Gelesene zu verarbeiten.
Die Autorin vermag, auch wenn es sich um ein sehr ruhiges Buch handelt ungemein fesselnd zu schreiben. Tabulos und ehrlich schildert sie die Gefühle, die Sexualität und die Liebe ihrer Protagonisten. Es geht dabei vor allem darum, was Liebe alles machen kann, im Guten wie im Bösen. Dabei ist das Buch in einem wunderbar tiefgründigen, manchmal philosophischen und zum Teil auch poetischen Schreibstil geschrieben und die melancholische und bedrückende Atmosphäre kommt wunderbar beim Leser an.


Fazit:

"Liebeskinder" ist ein einzigartiger tiefgründiger Roman, der das Potential hat nicht nur Jugendliche, sondern Menschen aller Altersklassen zu berühren, zu faszinieren und zu erschüttern. Leider bekam das Buch vielleicht auch aufgrund des Klappentextes und Covers, die eine locker leichte Liebesgeschichte vermuten lassen, noch nicht die Aufmerksamkeit, die es verdient hätte. Aber ich kann es nur jedem ans Herz legen dieses Buch zu lesen.




   Originalität     

   Umsetzung      

    Schreibstil      

     Charaktere     

        Tempo        

          Tiefe         

        Lesespaß      






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