Freitag, 30. September 2016

[Rezension] Muc - Anna Mocikat

[Rezension] Muc - Anna Mocikat


Titel: Muc
Autor: Anna Mocikat
Seitenzahl: 368
Verlag: Knaur
ISBN-10: 3426515407
ISBN-13: 978-3426515402
Erscheinung Erstausgabe: 01.12.2014
Genre: Dystopie




Inhalt:

2120: 100 Jahre nach dem großen Sterben, das 98% der Weltbevölkerung auslöschte, hat sich die Welt enorm zurück entwickelt und besteht zum größten Teil aus Zerstörung, Schmutz und wilder Natur, die langsam wieder die Vorherrschaft über die Städte zurück erlangt. Die wenigen Überlebenden der Seuche, die eigentlich nur aus Rothaarigen bestehen, leben ohne Elektrizität und jegliche Annehmlichkeiten wie zu Zeiten des Mittelalters.
Pia lebt in einem kleinen Dorf hoch oben in den Alpen. Sie ist geächtet wegen ihrer schwarzen Haare, die sie von allen in der kleinen Dorfgemeinschaft unterscheidet. Sie sehnt sich nach einem selbstbestimmten Leben und danach ihren Bruder wieder zu finden, der sich vor vielen Jahren auf den Weg in die Stadt Muc, dem alten München gemacht hat, in der nach den Erzählungen der Geist der alten Zeit noch fortbesteht und ein Leben wie vor 100 Jahren möglich sein soll. Und so macht sich auch Pia allein auf den gefährlichen Weg nach Muc. Aber anstatt der erhofften Freiheit findet sie dort allerdings eine gnadenlose Diktatur vor.


Cover und Gestaltung:

Das Cover zeigt die Münchner Frauenkirche, von der ein Turm zerstört ist und die auf den Handlungsschauplatz dieser Dystopie hinweist. Die bedrohlich wirkenden schwarzen Wolken weisen bereits auf einen düsteren Roman hin und passen sehr gut zu der Dystopie und der beklemmenden Atmosphäre des Buches. Ich finde das Cover sehr gelungen und faszinierend.


Meine Meinung:

An diesem Buch reizte mich, dass es endlich mal wieder eine Dystopie außerhalb des Jugendbuchgenres ist und dass sie in Deutschland, genauer gesagt in München im Jahre 2120, also gut 100 Jahre in der Zukunft spielt.

Ich war also sehr gespannt auf das Buch. Leider muss ich sagen fiel mehr der Einstieg sehr schwer. Ich empfand die gesamte erste Hälfte des Buches doch als sehr zäh. Man begleitet eigentlich nur Pia auf ihrer Reise aus den Höhen der Alpen bis sie nach vielen Strapazen und 150 Seiten endlich in Muc ankommt. Auch wenn natürlich einiges auf ihrer Reise passiert, empfand ich das doch als sehr lange Einleitung. 
Zumal zwar etwas die Welt in der Pia lebt beschrieben wird, aber es eben die meiste Zeit um Dinge aus der alten Welt geht, die sie findet und die ihr eben unbekannt sind. Das ist zwar oft ganz lustig, wenn man anhand der Beschreibungen genau ableiten kann, um welche Gegenstände es sich handelt und dann verfolgt, welche Gedanken sich Pia über den Gebrauch von Smartphones, Toaster, IKEA usw.... macht, aber diese alte Welt ist ja für uns Leser nichts neues und so hätte ich es interessanter gefunden stattdessen mehr Dinge aus ihrer Welt und dem Zusammenleben dort zu erfahren. Dies wird in der ersten Hälfte immer nur so angeschnitten, aber die wenigen Dinge, die man erfährt werden teilweise sogar im gleichen Wortlaut immer mal wieder wiederholt.

Der zweite Teil des Buches, in dem Pia dann endlich die Stadt Muc erreicht hat, gefiel mir um einiges besser. Auch wenn es eine Flut von postapokalyptischen Romanen gibt, hat die Autorin hier eine interessante Welt mit einigen neuen Ideen gezeichnet. Interessant ist natürlich, dass es mal eine lokale Dystopie ist, die in Deutschland spielt und das ganze Setting ist durch den sehr bildhaften Schreibstil von Anna Mocikat toll ausgearbeitet. Die Atmosphäre ist eigentlich durchweg beklemmend, aber ansonsten ist die Geschichte doch recht ruhig und der Spannungsbogen wird nur durch kurze Szenen immer mal wieder angehoben. Insgesamt empfand ich die Handlung aber auch als recht vorhersehbar und man konnte sich bald denken, in welche Richtung die Geschichte verlaufen wird.

Pia war mir mit ihrer Neugierde und ihrem Wissensdurst zwar durchaus sympatisch, aber für ihr Alter von 20 Jahren doch recht naiv und kindlich, was natürlich verständlich ist, da sie ihr ganzes Leben in einem kleinen Bergdorf verbracht hat und keinerlei Erfahrungen in der Welt sammeln konnte. Diese Tatsache sowie die angesprochenen Probleme und ihre ersten Erfahrungen in der weiten Welt machten das Buch dann aber doch wieder eher zu einem Jugendbuch und nicht wie erhofft einmal zu einer Dystopie außerhalb des Jugendbuchgenres. 
Insgesamt wirken die Figuren auch sehr schablonenhaft und man konnte sie immer sofort bestimmten Kategorien zuordnen.

Die Handlung ist in diesem ersten Buch zwar abgeschlossen, aber es fehlten mir am Ende doch noch einige wissenschaftliche Erklärungen bezüglich der Seuche etc, wo ich hoffe, dass diese noch in Band 2 "Die verborgene Stadt" erläutert werden.




Fazit:

"Muc" ist ein dystopischer Roman, der vor allem durch sein lokales und gut ausgearbeitetes Setting im München der Zukunft, dem bildhaften Schreibstil und seiner beklemmenden Atmosphäre überzeugen kann. Kleine Mängel gab es allerdings für mich im langen Einstieg in die Geschichte, sowie generell im Verlauf des Spannungsbogens und den schablonenhaften Charakteren.




   Originalität     

   Umsetzung      

    Schreibstil      

     Charaktere     

        Tempo         

          Tiefe         

        Lesespaß      






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