Freitag, 11. Februar 2022

[Rezension] Schweig - Judith Merchant

[Rezension] Schweig - Judith Merchant


Titel: Schweig
Autor: Judith Merchant
Seitenzahl: 352
Verlag: KiWi
ISBN-10: 3462001337
ISBN-13: 978-3462001334
Erscheinung Erstausgabe: 09.09.2021
Genre: Psychothriller, Psychodrama
Handlungsort: irgendwo in Deutschland


 

Inhalt:

Esther, die mit ihrem Mann Martin und den gemeinsamen Kindern in der Stadt wohnt, steckt mitten in der Vorbereitung auf den Heiligabend. Trotz der sehr schwierigen Bezierhung zu ihrer Schwester Sue, will sie dieser unbedingt ein Weihnachtsgeschenk vorbeibringen und fährt zu Sues Haus mitten im Wald. Sie meint die Einsamkeit und Abgeschiedenheit in der Sue wohnt tut ihr gar nicht gut. Sue sieht das jedoch ganz anders und erträgt die Anwesenheit ihrer Schwester kaum. Diese will eigentlich auch sofort wieder abfahren, nachdem sie sich vergewissert hat, dass es Sue gut geht und sie sie alleine lassen kann ohne das Schlimmeres passiert. Doch es kommt zum Schlagabtausch der beiden Schwestern, bei dem immer mehr bisher ungesagte Dinge an die Oberfläche kommen und der immer verhängnisvoller wird...


Cover und Gestaltung:


Das Cover ist in Schwarz-Weiß gehalten und passt sowohl perfekt zum Winter, als auch zu der bedrohlichen, unheilvollen Atmosphäre im Buch. Die dargestellten Bäume passen ebenfalls gut zur Geschichte. Der einzelne rote Baum sticht hervor und lässt sofort erkennen, dass es sich hierbei um einen Thriller handelt. Die einzelnen Kapitel beginnen mit einem schwarzen Balken, die man auch am Buchschnitt erkennen kann. Toll fand ich, dass man sich beim Design und Layout an dem anderen bereits erschienenen Psychothriller der Autorin "Atme" orientiert hat.



Meine Meinung:

Ich habe "Schweig" bereits im Dezember an den Weihnachtstagen gelesen und es hat wunderbar gepasst, denn dieser Thriller spielt am 23. Dezember kurz vor Weihnachten und man findet sich selbst zunächst in den hektischen Weihnachtsvorbereitungen wieder, die Esther am Anfang des Buches trifft, um alles für ein perfektes harmonisches Weihnachtsfest mit ihrer Familie vorzubereiten.

Dann fährt sie im einsetzenden Schneegestöber zu ihrer Schwester, die in einem einsamen Haus mitten im Wald wohnt. Dieses Setting schafft die perfekte Atmosphäre für die immer eisiger werdende Stimmung unter den Schwestern.

Das Buch ähnelt fast einem Kammerspiel, denn es spielt größtenteils an nur einem Schauplatz in und um Sues Haus im Wald und besteht fast nur aus Dialogen und Gedanken der beiden Schwestern. Es wird dabei abwechselnd aus der Sicht von Esther und Sue erzählt. Am Anfang meint man zu erkennen, wer hier die "gute" und wer die "böse" Schwester ist und wie die Rollen verteilt sind. Aber das wandelt sich während des Lesens immer dann, wenn man wieder in die Perspektive der anderen Schwester wechselt. Denn die Erzählerinnen sind sehr unzuverlässig und man ist als Leser ständig hin und her gerissen, welche Sicht der Wahrheit wohl am nächsten kommt. Ab und zu sind Rückblenden in die Kindheit der beiden Schwestern eingestreut, die jedoch auch anfangs nicht viel mehr Licht ins Dunkel bringen. In der zweiten Hälfte des Buches kommt dann noch die Perspektive einer dritten Person hinzu.

Die Charaktere der beiden Schwestern sind dabei wunderbar von der Autorin ausgearbeitet. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Esther, die sehr perfektionistisch ist und scheinbar alles in ihrem Leben im Griff hat, eine perfekte Ehe führt und zwei Kinder hat. Für sie ist Weihnachten das Fest der Liebe und der Familie und sie hat das Weihnachtsfest dafür bin ins letzte Detail organisiert. Und Sue, die kleinere Schwester, die nach ihrer Scheidung allein in einem riesigen Haus mitten im Wald völlig abgeschieden von der Welt ohne jegliche Komunikationsgeräte wohnt. Sie scheint labil und emotionslos zu sein und will einfach nur ihre Ruhe haben.

Das Wiedersehen der beiden beginnt noch recht harmlos, aber nach und nach werden die Schwestern immer übergriffiger, die aufgestauten Emotionen kochen hoch und sie spielen sich gegenseitig immer mehr Verletzungen und Schuldzuweisungen hin und her. Dabei kommen viele Dinge aufs Tableau, die zwischen den beiden schon lange unter der Oberfläche schwelen und reißen die Fassade und die aufrecht erhaltene Ordnung immer weiter ein.

Durch die kurzen knackigen Kapitel und die sehr unterschiedlichen Sichtweisen der beiden Schwestern auf jeweils dieselbe Situtation entsteht eine unglaubliche Sogwirkung, die einen durch das Buch fliegen lässt. Und bis zum verhängnisvollen Ende weiß man als Leser nicht wie wirklich alles zusammenhängt.


Fazit:   

In "Schweig" erwartet einen ein dramatisches, atmosphärisch dichtes und beklemmendes Psychoduell zweier ungleicher Schwestern. Die Differenz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung wurde dabei grandios dargestellt und auch der Leser weiß dadurch bis zum Schluss nicht, welche Sichtweise der Dinge der Realität am nähsten kommt.





   Originalität     

   Umsetzung      

    Schreibstil      

     Charaktere    

        Tempo        

          Tiefe         


        Lesespaß      



2 Kommentare:

  1. Na, das klingt eindeutig nach einen Kandidaten für die Wunschliste und sollte wohl im Dezember gelesen werden. Danke für den Tipp!

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Gern geschehen. Es passt von der Atmosphäre her auf jeden Fall in den Winter. Am besten natürlich zu Weihnachten, da es kurz vor Heiligabend spielt. Wenn man also mal Lust auf ein nicht so tpisches Liebesroman Weihnachtsbuch hat...

      Von der Autorin gibt es aber auch noch "Atme" was ich demnächst auch noch lesen will.

      Viele Grüße, Julia

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