Titel: Der Augensammler
Autor: Sebastian Fitzek
Seitenzahl: 444
Verlag: Droemer
ISBN-10: 3426503751
ISBN-13: 978-3426503751
Erscheinung Erstausgabe: 27.05.2010
Lesezeitraum:
14.06.2014 - 17.06.2014
Inhalt:
Alexander Zorbach, ein Ex Polizist, ist nun als Journalist bei einer Zeitung angestellt. Seine neusten Berichte befassen sich mit dem Fall des Augensammlers, der in Berlin mit seinen Opfern Verstecken spielt. Dabei hat er sich eine perfide Variante dieses altbekannten Kinderspiels ausgedacht. Er tötet die Mütter, entführt die Kinder und gibt den Vätern dann 45 Stunden Zeit ihr Kind wieder zu finden. Nach Ablauf dieses Ultimatums, stirbt das Kind in seinem Versteck und er trennt ihm ein Auge heraus.
Die Polizei tappt im Dunkeln, bis Alina, eine blinde Physiotherapeutin bei Zorbach auftaucht und behauptet sie habe am Vortag den Augensammler behandelt. Zusammen mit ihr macht Zorbach sich auf die Suche nach den zuletzt vom Augensammler entführten Zwillingen Tobias und Lea Traunstein. Doch da er durch Alinas Visionen einiges an Täterwissen besitzt, gerät er bald selbst mehr und mehr ins Fadenkreuz der Ermittlungen und wird unbewusst zu einer Spielfigur im Spiel des Augensammlers: einem Spiel mit Schicksal und Zufall.
"Er spielt das älteste Kinderspiel der Welt: Verstecken. Und er spielt es, bis die gesamte Familie daran zerbrochen ist. Er spielt es bis zum Tod."
Cover und Gestaltung:
Das Cover der gebundenen Ausgabe ist durch das gelbe Band in der Mitte, auf dem der Titel aufgedruckt ist auf jeden Fall ein Eyecatcher. Allerdings ist es ziemlich nichtssagend und lässt keine Verbindung zum Buch zu. Da gefällt mir das Cover des 2. Teils ("Der Augenjäger") oder das der Taschenbuchausgabe viel besser.
Meine Meinung:
"Es gibt Geschichten, die sind wie tödliche Spiralen und graben sich mit rostigen Widerhaken tiefer und tiefer in das Bewußtsein dessen, der sie sich anhören muss. [...] Geschichten, die niemals begonnen haben und auch niemals enden werden, denn sie handeln vom ewigen Sterben."
Gleich zu Beginn des Buches fällt dessen ungewöhnliche Gliederung auf, denn es beginnt mit einem Epilog, dem das letzte Kapitel folgt, in dem wir Zeuge eines traumatischen Erlebnisses des Protagonisten Alex Zorbach werden. Im Folgenden lässt Fitzek sowohl die Kapitelnummerierungen, als auch die Seitenzahlen rückwärts laufen bis das Buch schließlich mit dem Prolog abschließt. Dies ist natürlich einerseits sehr passend zum Herunterzählen des Ultimatums gemacht, andererseits bezweckt Sebastian Fitzek damit natürlich noch etwas ganz anderes, dass sich aber erst, wie bei ihm gewohnt auf den letzten (bzw in diesem Fall ersten) Seiten sehr logisch auflöst.
Den Einstieg in die Geschichte fand ich für Fitzek Verhältnisse eher gemächlich. Aber dafür hat man erstmal Zeit sich mit den ganzen Charakteren und Namen vertraut zu machen. Und davon gibt es einige.
Mit jedem Kapitel vollzieht sich auch ein Perspektivwechsel. Die meisten Kapitel werden dabei in der Ich-Form von dem Journalisten Alexander Zorbach erzählt. Gelegentlich wechselt die Perspektive aber auch zu der blinden Alina, zu Zorbachs Assistenten, den beiden Ermittlern, dem Opfer Tobias Traunstein und sogar zum Augensammler selbst.
Sehr gut dargestellt fand ich die Protagonisten Alex Zorbach und Alina. Trotz das die eigentliche Handlung des Buches nur knapp 2 Tage dauert, sorgen viele Erinnerungen und Rückblenden dafür, dass man eine Beziehung zu beiden aufbauen kann. Alexander Zorbach ist ein ehemaliger Polizeipsychologe, der durch ein einschneidendes Ereignis in seinem früheren Beruf geläutert und traumatisiert ist und seitdem an Wahrnehmungsstörungen leidet. Privat ist er gescheitert, verwirrt und von Selbstzweifeln geplagt. Diese Schwächen machen ihn zu einer authentischen sympathischen Figur.
Besonders gut gefallen haben mir auch die Kapitel aus Alinas Sicht, in denen man interessante und informative Einblicke in die Welt von Blinden erhält und Fitzek mit einigen Klischees diesbezüglich aufräumt. Ihre Emotionen, Gedanken und Gefühle fand ich sehr gut geschildert. Man merkt deutlich, dass Sebastian Fitzek sehr ausführliche Recherche zu diesem Thema betrieben haben muss und er erwähnt auch in der Danksagung, dass er sich sogar mit einigen Blinden dazu getroffen hat.
"Es gibt nur wenige Momente, in denen es uns Menschen gelingt, einzig und allein für den Augenblick zu leben. In denen es keine Zukunft und keine Vergangenheit gibt, nur ein Hier und Jetzt."
Zu Anfang baut sich die Geschichte doch etwas langsamer auf als in Fitzeks anderen Büchern. Aber die unerklärbaren und mysteriösen Begebenheiten sorgten bei mir, wie bei allen seinen Büchern dafür, dass meine Leselust und mein Lesetempo schnell stiegen.
Spätestens zur Hälfte des Buches wird es dann zum gewohnten Pageturner, mit den Fitzek typischen Cliffhangern am Ende eines jeden Kapitels, so dass ein konstant hoher Spannungsbogen entsteht. Dieser steigert sich zum Showdown hin nochmals und man fliegt nur so durch die Seiten und kann das Buch eigentlich gar nicht mehr aus der Hand legen.
Fitzeks Schreibstil ist gewohnt spannend, rasant und unerwartet. Er legt mehr Wert darauf die Handlung voran zu treiben, als auf Beschreibungen bis ins kleinste Detail. Das Buch enthält einige ziemlich schaurige und überraschenderweise auch grausamere Momente, als ich von Fitzek bis jetzt gewohnt bin.
Ich weiß von seinen anderen Büchern, dass man keiner von Fitzeks Figuren trauen kann und hatte somit eigentlich jede Figur zu irgendeinem Zeitpunkt im Verdacht. Aber auf die tatsächliche Auflösung, wie alles zusammenhängt und warum das Buch diesen besonderen Aufbau hat, bin ich dennoch natürlich wieder nicht gekommen.
Es ist wieder ein sehr ausgeklügelter, clever aufgebauter und unvorhersehbarer Plot, der in einen gut inszenierten und stimmigen Showdown mündet. Als ich dieses Buch zu Ende gelesen hatte, musste ich es erstmal zuklappen und tief durchatmen. Einerseits vom schnellen lesen der letzten Seiten, andererseits durch dieses aufwühlende Ende, dass mich ziemlich fassungslos zurück lies.
"Je älter wir werden, desto mehr fußt unser Leben auf uneingelösten Versprechungen."
"Jeder Mensch erreicht irgendwann einen Punkt, in dem sein Leben endet und das Sterben beginnt. Eine unendlich kleine, aber messbare, logische Sekunde, in der wir eine unsichtbare Grenze überschreiten, die den Wendepunkt unseres Daseins markiert."
Fazit:
"Der Augensammler" ist ein packender, raffiniert aufgebauter Thriller, wie man es von Sebastian Fitzek gewohnt ist. Vor allem die zweite Hälfte des Buches ist wieder unheimlich rasant erzählt und macht ein Weglegen des Buches nahezu unmöglich. Der Plot ist schaurig und schonungslos und lässt das altbekannte Versteckspiel in einem ganz anderen Licht erscheinen. Ich kann es allen Thriller Liebhabern nur empfehlen und werde nun schnellst möglich die Fortsetzung "Der Augenjäger" lesen.
Schöne Kritik!
AntwortenLöschenDas weckt in mir die Lust die 2 Bände auch nochmal zu lesen :D
Danke :)
LöschenJa mach das mal. Wobei ich sagen muss, dass Rereads von Thrillern mich wahrscheinlich nicht mehr so fesseln würden. Zumindest so lange ich mich noch an das Ende erinnern kann.
Lg Julia
Manche Leute können sich auch bei rereads nicht an das Ende erinnern :DDD
LöschenEine wirklich sehr schöne Rezi, wobei ich ihn allerdings weniger rasant gefunden habe! Aber Geschmäcker sind zum Glück unterschiedlich ;)
Haha Steffi. Ich habe mich vor ein paar Tagen noch darüber amüsiert, aber ich glaube "Adrenalin" von Michael Robotham wäre doch so ein Thriller Kandidat für einen Reread bei mir, wenn ich dann mal die Reihe weiter verfolgen will. Da weiß ich eigentlich nur noch, dass ich es gut fand ;)
LöschenHuhu :)
AntwortenLöschenSehr schöne Rezension!
Das Buch steht auch noch auf meiner Wunschliste. So wie jedes andere Buch des Autors … Alle loben ihn und eigentlich gefallen mir die Leseproben auch immer, aber irgendwie komme ich nie dazu ihn zu lesen :-/
Liebe Grüße :)
Das solltest du unbedingt mal ändern. Ich habe jetzt die Hälfte seiner Bücher gelesen und bin ein totaler Fan :)
LöschenLiebe Grüße und noch ein schönes WE, Julia
Hallöchen,
AntwortenLöschenich wollte schon lange mal ein Buch von Sebastian Fitzek lesen und deine schöne Rezi hat mir jetzt richtig Lust darauf gemacht :)
Lg
Levenya
Dann kann ich dir nur empfehlen mal eines zu probieren. Danach willst du sie wahrscheinlich alle lesen.
LöschenLiebe Grüße und ein schönes WE, Julia
Ich bin ja inzwischen mitten drin im zweiten Buch und muss sagen, dass es mir bisher noch viel besser gefällt, als der Augensammler. Da ist irgendwie mehr Schwung drin und hier ist auch diese Sache mit den Visionen nicht ganz so dominant, da komme ich besser mit klar! ^^ Also schnellsten lesen! Los! ;D
AntwortenLöschenUii das klingt so gut. Dann bin ich schon mal mega gespannt auf dein Gesamtfazit zum zweiten Teil.
LöschenDann nimm dir ab dem 7. Juli lesetechnisch mal nichts vor ;)
AntwortenLöschenPhilly, Christin und ich wollen dann Adrenalin und im Anschluss direkt den Kruzifixkiller lesen! Was meinst?!? Plan das direkt mal für Juli mit ein :P
Oh ok :) Adrenalin habe ich ja schon mal noch hier stehen. Muss halt mal gucken, wie viel dann beim Lesen wieder zurück kommt. Aber wäre schon sinnvoll, wenn ich die Reihe nochmal richtig anfange. Chris Carter würde ich auch gerne lesen, aber ich hab schon wieder 6 Bücher, die ich nächsten Monat unbedingt lesen will und noch eine Anfrage für 2 Reziexemplare plus Adrenalin. Das wird doch hinten und vorne nix ;) Wahrscheinlich für mein Gedächtnis auch nicht förderlich noch eine Reihe dann zu beginnen. Ich denke ich sollte dann wohl erstmal meine angefangenen Sachen weiterverfolgen. Brauch auch schon mal so eine Übersicht über meine ganzen Reihen, der Überblick geht mir irgendwie gerade verloren ;) Na mal schauen.
LöschenIch müsste meine Reihen-Liste auch unbedingt mal updaten! Werde ich nun wahrscheinlich im Urlaub mal angehen! Wird Zeit!
LöschenWelche 2 Reziexemplare bekommst denn? Hab nun noch 6 offen! Mein Urlaub wird also hoffentlich sehr lesereich!