Titel: Winter People: Wer die Toten weckt
Autor: Jennifer Mc Mahon
Seitenzahl: 400
Verlag: Ullstein Taschenbuch
ISBN-10: 3548286097
ISBN-13: 978-3548286099
Erscheinung Erstausgabe: 10.03.2014
Lesezeitraum:
17.06.2014 - 20.06.2014
Inhalt:
1908: Sara Harrison Shea lebt mit ihrem Mann Martin und ihrer kleine Tochter Gertie auf einer Farm in Westhall, Vermont. Eines Tages kommt Gertie auf mysteriöse Weise ums Leben. Sara kommt mit dem Verlust ihrer über alles geliebten Tochter nicht klar und erinnert sich an das uralte Geheimnis, dass ihr ihre Ziehmutter Auntie vermacht hat, mit dem man Tote als sogenannte Schlafende für 7 Tage wieder zum Leben erwecken kann.
In der Gegenwart werden sich immer noch die Legenden von Sara und den Schlafenden erzählt und inzwischen lebt Ruthie mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester Shawn auf der Farm. Doch als ihre Mutter über Nacht spurlos verschwindet und die beiden nach Hinweisen suchen kommen sie der Tragödie, die sich 100 Jahre zuvor in ihrem Haus abgespielt hat immer näher.
Cover und Gestaltung:In der Gegenwart werden sich immer noch die Legenden von Sara und den Schlafenden erzählt und inzwischen lebt Ruthie mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester Shawn auf der Farm. Doch als ihre Mutter über Nacht spurlos verschwindet und die beiden nach Hinweisen suchen kommen sie der Tragödie, die sich 100 Jahre zuvor in ihrem Haus abgespielt hat immer näher.
Das Cover gefällt mir wirklich sehr gut und ist ein absoluter Eye-Catcher. Es zeigt einen Teil eines blassen Gesichtes mit aufgerissenen Augen. In der Pupille spiegelt sich eine unförmige, möglicherweise menschliche Gestalt. Umgeben wird das Gesicht von einem Blatt und einigen Ranken. Im Hintergrund sind die Wälder von Vermont zu sehen. Besonders gut gefällt mir das Haptische: Der Schriftzug, sowie die Ranken sind reliefartig in 3D dargestellt und das Blatt ist strukturiert. Außerdem ist die Farbgebung des Titelschriftzugs und der Pupille wunderschön.
Allerdings muss ich sagen, dass es nicht ganz passend zu der Geschichte ist, da das Cover eher an einen richtigen Thriller erinnert, als was es auch vorn drauf bezeichnet wird. Ich finde diese Zuordnung ist allerdings nicht zutreffend und weckt falsche Erwartungen an das Buch (s.u.).
Meine Meinung:
"Dein größter Wunsch geht in Erfüllung. Dein Kind kehrt von den Toten zurück. Doch weisst du was dich erwartet?"
Das Buch ist ziemlich komplex aufgebaut. Es spielt in 2 verschiedenen Zeitebenen und wird zusätzlich aus mehreren Perspektiven erzählt.
Im Jahr 1908 erfährt man einmal durch Saras Tagebucheinträge von den schrecklichen Ereignissen, die ihr damals widerfahren sind. Zum anderen werden Teile dieser Geschichte auch aus der Perspektive ihres Mannes Martin erzählt.
In der zweiten Zeitebene, die in der Gegenwart spielt geht es zum einen um Ruthie, ihre Schwester Shawn und deren Mutter, die plötzlich über Nacht spurlos verschwunden ist. Die beiden Schwestern suchen verzweifelt nach ihr und stoßen dabei auf das Tagebuch von Sara Harrison Shea, die einst im selben Haus gewohnt hat wie sie. Diese Ereignisse werden aus Ruthies Perspektive erzählt.
Außerdem gibt es in der Gegenwart einen Erzählstrang über eine junge Frau namens Katherine, die Mann und Sohn verloren hat. Ihr Mann Gary hat sich kurz vor seinem Autounfall ohne Katherines Wissen in Westhall aufgehalten und sie begibt sich auf die Suche nach dem Grund dafür und versucht seine letzten Stunden zu rekonstruieren.
Trotz dieser verschiedenen Geschichten ist das Buch aber zu keinem Zeitpunkt zu verworren und man kann der Handlung immer gut folgen. Während immer mehr Ereignisse aus Saras Tagebuch bekannt werden, vertieft sich das Geschehen in der Gegenwart und ganz langsam werden die verschiedenen Erzählstränge immer weiter zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammengeführt. Diese Verknüpfung ist der Autorin wirklich geschickt gelungen und die Geschichten sind sehr gut ineinander verwoben. Ich fand die Wechsel besonders zwischen den 2 Zeitebenen immer perfekt und auf den Punkt passend.
Bei den Charakteren bin ich etwas zwiegespalten. Sara, schon von mehreren Schicksalsschlägen gebeutelt, ist eine liebevolle, fast obsessive Mutter. Ihre tiefe Verzweiflung, der Schmerz und der Kummer um ihre Tochter waren sehr gut heraus gearbeitet und sehr emotional und erschütternd dargestellt.
Auch Ruthie, zunächst als typischer Teenager dargestellt, dann aber als starke Persönlichkeit mit viel Verantwortungsbewusstsein für ihre kleine Schwester Shawn hat mir sehr gut gefallen. Allerdings fand ich dann ihre Reaktion darauf, dass sie im Verlauf der Handlung Details erfährt, die ihr gesamtes vorheriges Leben auf den Kopf stellen, sehr unglaubwürdig.
Katherine blieb für mich eher blass und ihren Erzählstrang hätte ich mir noch etwas besser heraus gearbeitet gewünscht.
Leider hat mir bei der Geschichte teilweise etwas die Spannung gefehlt. Vor allem in der ersten Hälfte des Buches ging die Handlung nur zäh voran. Außerdem konnte man so einige Dinge schon vorher erahnen.
Auch wurde der Showdown meines Erachtens im Vergleich zu der langsamen Entwicklung in der ersten Hälfte des Buches viel zu schnell abgewickelt. Da hätte man noch einiges an Spannung herausholen können.
Dennoch hat mir das Buch auf seine Art sehr gut gefallen. Die Autorin hat einen wunderschön bildhaften Schreibstil und es ist ihr trotz der oft fehlenden Spannung gelungen eine wirklich düstere, unheimliche und schaurige Atmosphäre von der ersten Seite bis zum Ende hin zu transportieren. Dies geschieht weitestgehend ohne zu viele blutige, brutale oder eklige Details, sondern eher auf eine subtile, unterschwellige Weise allein durch die Beschreibung der dichten Wälder von Vermont, der Teufelshand, einer unheimlichen Felsformation und der Mythen und Legenden die sich darum ranken, der Beschreibung der geisterhaften Erscheinungen der Schlafenden, scharrende Geräusche in Wandschränken, geheime Tagebücher usw. Durch die Darstellung der Vergangenheit und des schwierigen Lebens auf der Farm am Anfang des 20. Jahrhunderts, sowie Saras unglaublicher Verzweiflung über den Verlust ihres Kindes hat das Buch eine ebenfalls unheimlich bedrückende und beklemmende Wirkung.
Ich würde dieses Buch aber keinesfalls als Thriller, als was es auf dem Cover deklariert ist beschreiben, denn dies erzeugt definitiv falsche Erwartungen. Dazu ist die Erzählweise auch über weite Teile des Buches zu ruhig. Ich denke es lässt sich in kein Genre eindeutig einordnen. Ich würde es als Roman mit Thriller-, Mysterie- und leichten Schauerelementen und einem Schuss Übersinnlichen bezeichnen. Außerdem spielen Familiengeheimnisse eine Rolle und streckenweise hat es auch einiges von einem historischen Roman. Diese Elemente aus vielen verschiedenen Genres haben es für mich zu einem so ungewöhnlichen und interessanten Buch gemacht, welches zeigt zu was ein verzweifelter Mensch in Trauer fähig ist.
Fazit:
"Winter People - Wer die Toten weckt" ist ein geheimnisvolles, sehr ungewöhnliches Buch über die überwältigende Liebe einer Mutter zu ihrem Kind, den Schmerz des Verlustes, Trauer und Sehnsucht, das Elemente vieler Genres miteinander vereint. Die Erzählweise in sehr geschickt verwobenen Zeitebenen und Perspektiven und die atmosphärische Dichte machten es für mich trotz der teilweise fehlenden Spannung zu einem sehr interessanten Buch und ich werde mich auch nach weiteren Werken der Autorin umschauen.
Wow, eine tolle Rezension! :D Jetzt kann ich auch endlich was mit dem Buch anfangen, bzw. es überhaupt ein wenig für mich einordnen. Ich finde, es klingt unglaublich interessant und ich merke es mir auf jeden Fall mal vor, den Wechsel der Zeit und Perspektiven, den Du da beschreibst, jip, das spricht mich auf jeden Fall zusätzlich an! :D
AntwortenLöschenOh danke. Da bin ich aber froh. Ist mir nämlich nicht ganz leicht gefallen, denn das Buch ist echt schwer zu beschreiben. Darfst halt nicht so einen mega Pageturner erwarten, aber atmosphärisch und vom Aufbau her fand ich es echt gut.
LöschenDas Buch habe ich auch gelesen und ich fand es ebenfalls ziemlich interessant gestaltet. Spannung war jetzt nicht unheimlich viel da, aber irgendwie hat es gepasst. Mir war es dann zum Ende hin nicht ganz rund, weshalb es eine Wolke Abzug gab^^
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Katja :)
Oh schön jemand der es auch gelesen hat und dann haben wir es ja ähnlich empfunden und bewertet. Spannung war nicht so dolle da, aber die gut rüber gebrachte Atmosphäre hat das ganz gut kompensiert.
LöschenLiebe Grüße, Julia