Titel: Geschenkt
Autor: Daniel Glattauer
Seitenzahl: 336
Verlag: Deuticke
ISBN-10: 3552062572
ISBN-13: 978-3552062573
Erscheinung Erstausgabe: 25.08.2014
Inhalt:
Gerold Plassek ist ein ziemlich eigenbrötlerischer Mensch, der sich mit minimalen Aufwand durch sein bisher erfolgloses Leben schlägt. Er ist geschieden. Seine Tochter, zu der er nie eine innige Bindung aufbauen konnte, lebt bei seiner Exfrau und ihrem neuen wohlhabenden Gatten. Auch beruflich läuft es alles andere als rund für Gerold. Er arbeitet bei einer Gratiszeitung, wo er für die bunten Meldungen des Tages verantwortlich ist. Dazu hat er ein massives Alkoholproblem.
Sein Leben ändert sich jedoch schlagartig, als er wie aus heiterem Himmel erfährt einen 14 jährigen Sohn zu haben, von dem ihm seine damalige Wochenendbeziehung Alice nie etwas erzählt hat. Da diese als Ärztin nun für ein halbes Jahr nach Afrika geht, soll Gerold den Jungen in dieser Zeit an den Nachmittagen betreuen.
Parallel kommt es zu einer anonymen Spendenserie, die anscheinend mit Gerolds Berichten in der Zeitung in Verbindung steht. In einem Obdachlosenheim, über das Gerold berichtet hat, geht eine anonyme Geldspende ein und bei dieser bleibt es nicht. In der Folge kommt es immer wieder zu anonymen Spenden an Leute über die Gerold in der Zeitung geschrieben hat und immer sind diesen Spenden Kopien der entsprechenden Artikel von ihm beigefügt.
Cover und Gestaltung:
Das Cover finde ich in seiner Schlichtheit total schön und auch die intensive türkise Farbgebung gefällt mir sehr gut. Darauf zu sehen sind zwei aus Zeitungspapier gefaltete Papierflieger, die beide ihre eigene Flugbahn ziehen. Für mich symbolisieren sie Vater und Sohn, die in dieser Geschichte erst zueinander finden müssen und ich finde die Gestaltung des Covers daher überaus passend zum Inhalt des Buches.
Meine Meinung:
Das Buch orientiert sich an einem wahren Fall, dem "Wunder von Braunschweig", in dem ein anonymer Spender in Braunschweig und Umgebung seit Ende 2011 immer wieder Geldbeträge von 10 000 Euro an soziale Einrichtungen und in Not geratene Einzelpersonen spendet, über die in der "Braunschweiger Zeitung" berichtet wird. Der Spender blieb bis jetzt anonym.
Diese Begebenheit inspirierte Daniel Glattauer zu seinem neuen Roman "Geschenkt", in dem er eine solche Spendenaffäre verarbeitet. Man fragt sich natürlich über das ganze Buch hinweg, wer dieser geheime Spender ist und warum er sich gerade, die in Gerolds Artikeln vorgestellte Projekte ausgesucht hat. Dies wurde sehr spannend und undurchschaubar inszeniert. Was mir aber auch unglaublich gut gefallen hat ist, dass das Buch auch neben dieser zentralen Frage unglaublich vielschichtig ist und viele Handlungsstränge umfasst. Neben der Spendenaffäre wird auch eine Vater-Sohn Beziehung und die Übernahme von Verantwortung thematisiert, es geht um soziales Engagement und auch eine kleine Romanze ist enthalten. Ebenso ist die deutliche Kritik an den Printmedien nicht zu übersehen.
Mit Gerold Plassek hat Glattauer einen typischen Antihelden geschaffen. Er ist ein ziemlich heruntergekommener Typ, der sich mit seiner perspektivlosen Arbeit als Journalist bei einer durch Werbeeinnahmen finanzierten Gratiszeitung, die ihm zudem noch von seiner Exfrau beschafft wurde, abgefunden hat. Abends trifft er sich mit seinen Trinkkumpanen in seiner Stammkneipe und auch generell hat er einen zu großen Hang zum Alkohol. So plätschert sein Leben so vor sich hin. Bezeichnend für dieses ist auch der Titel der Zeitung, für die er arbeitet und die sich ganz nach Gerolds Lebensmotto "Tag für Tag" nennt.
Dennoch hatte ich diesen Protagonisten schnell ins Herz geschlossen, denn man spürt schnell, dass er trotz allem ein liebenswerter Kerl ist, der es meidet im Rampenlicht zu stehen, dem Besitz nicht so wichtig ist und in dem doch ein Hang zur Gerechtigkeit und zu sozialen Handeln schlummert. Außerdem beeindruckte mich wie wichtig ihm sein Sohn von Anfang an war, obwohl ihm seine Existenz 14 Jahre lang verschwiegen wurde.
Und genau diese Nachricht, nochmal zum spät berufenen Vater zu werden, gepaart mit dem Eingang der anonymen Geldspenden bringen Schwung in sein Leben und er beginnt sich langsam aus seiner Lethargie zu befreien, denn nun werden Verantwortungsgefühl und moralische Verpflichtungen von ihm erwartet.
Die ganze Geschichte ist dabei sehr wirklichkeitsnah und glaubhaft dargestellt, da sich die Wandlung von Gerolds Leben langsam vollzieht und er da mehr oder weniger da reinschlittert und erst mit der Zeit hineinwächst. Und auch wird er trotz der Wandlung nicht zu perfekt dargestellt und es gibt immer noch einige Dinge, die er während des ganzen Buches nicht ganz ablegen kann.
Geschrieben ist diese Geschichte einfach wundervoll. Daniel Glattauer schreibt einmal mehr unglaublich lebendig, humorvoll und ironisch und ist dabei so wortgewandt, so dass ich oft schmunzelnd oder auch mit breitem Grinsen im Gesicht da saß. Die unterhaltsamen, locker zynischen Dialoge erinnerten mich selbst schon etwas an "Gut gegen Nordwind". Dazu kommt auch die Situationskomik in diesem Buch nicht zu kurz.
Fazit:
"Geschenkt" ist ein überaus vielschichtiger Roman mit realem Hintergrund, der sich mit den verschiedensten Themen befasst und zusätzlich auch Sozialkritik übt. Es ist eine Geschichte mit Tiefgang, die aber sehr humorvoll, mit viel Charme und einer gehörigen Portion Zeilenwitz von Daniel Glattauer erzählt wird und darüber hinaus noch sehr spannend und undurchschaubar ist.
Ich war vollauf begeistert und kann dieses Buch nur dringend weiter empfehlen. Von mir kann es für dieses gelungene Gesamtwerk daher nichts anderes geben als volle 5 von 5 Sternen.
Von dem Buch habe ich schon einiges gehört, ich glaube, hier werde ich auch schwach werden. Hört sich richtig gut an.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Nicole
Ja es lohnt sich auf jeden Fall. Ich mag ja Daniel Glattauers humorvollen Schreibstil total und für mich war es ein echtes Leseerlebnis.
LöschenLiebe Grüße, Julia