Montag, 20. Juni 2016

[Rezension] So nah und doch so fern - Ann Brashares

[Rezension] So nah und doch so fern - Ann Brashares


Titel: So nah und doch so fern
Autor: Ann Brashares
Seitenzahl: 416
Verlag: carl's books (mittlerweile cbj)
ISBN-10: 3570402312
ISBN-13: 978-3570402313
Erscheinung Erstausgabe: 10.06.13

Genre: Liebesroman, Fantasy



Inhalt:

Die 17 jährige Lucy Broward fühlt eine seltsame Verbindung zu ihrem eigenartigen Mitschüler Daniel. Doch als sich die beiden nach einer Tragödie auf dem Abschlussball näher kommen, nennt dieser sie Sophia und verwirrt sie mit direkten und ungeheuerlichen Offenbarungen, so dass sie ängstlich die Flucht ergreift. 
In Wahrheit fühlt sie diese seltsame Verbindung, weil sie Daniel schon sehr oft begegnet ist. Allerdings war dies vor sehr langer Zeit in mehreren anderen Leben der Beiden. Doch nur Daniel besitzt die seltene Fähigkeit sich an all seine vorherigen Leben nach seiner Wiedergeburt und damit auch besonders an sie zu erinnern.


Cover und Gestaltung:

Das Cover der alten Ausgabe die ich habe zeigt Zweige mit rosafarbenen Blüten vor einem hellblauen Hintergrund. Es ist damit ein schönes Cover für ein Frühlingsbuch, passt aber meiner Meinung nach nicht zum Inhalt. Denn hierbei handelt es sich nicht um solch eine locker leichte Liebesgeschichte, wie man sie vielleicht vom Cover her erwarten würde.


Meine Meinung:

Als ich den Klappentext las, wusste ich sofort, dass dies ein Buch für mich sein wird, da es eine sehr besondere Liebesgeschichte verspricht, die nicht nach dem typischen Schema F abläuft. Ausgangspunkt ist eine sehr originelle Ausgangsidee für einen Plot. Denn das Buch beschäftigt sich mit dem Thema Wiedergeburt. In diesem Buch geht die Autorin davon aus, dass die Seele eines Menschen nach seinem Tod in einen anderen Körper wandert und darin wiedergeboren wird. Ein Thema über das ich mir auch schon öfters meine Gedanken gemacht habe.

"Ich war einmal ein ganz normaler Mensch, aber nur für kurze Zeit. Das war in meinem ersten Leben. Damals war die Welt noch neu für mich, und auch ich selbst war mir neu."
(Seite 36)


Daniel wird seit 1500 Jahren nach seinem Tod in einem Leben immer wiedergeboren. Das ist nichts außergewöhnliches, denn viele Seelen werden wiedergeboren. Aber Daniel gehört zu den wenigen, die sich an all seine vorherigen Leben erinnern können. Vor langer Zeit in dem ersten Leben an das er sich erinnern konnte und in dem er Sophia zum ersten Mal begegnete lud er eine schwere Schuld auf sich. Fortan bekommt er dieses Mädchen nicht mehr aus dem Kopf und versucht sie zu beschützen, wenn er ihr in einem anderen Leben zufällig wiederbegegnet. Aus diesem Beschützerinstinkt entwickelt sich bald eine tiefe Liebe zu der Seele des Mädchens, das ebenfalls immer in einem neuen Körper wiedergeboren wird, sich aber nie an ihn erinnern kann.

Das Buch besteht aus zwei Handlungssträngen. Die lange Geschichte der beiden Protagonisten erfährt der Leser erst Stück für Stück in zahlreichen Rückblenden, die sich immer kapitelweise in einer anderen Schriftart einschieben und von Daniels früheren Leben und seinen Begegnungen mit Sophia erzählen. 
Zum anderen hat man den Handlungsstrang der in der Gegenwart spielt und in Virginia 2004 beginnt. In diesem Leben wurde Sophia als Lucy wiedergeboren und begegnet Daniel an der Highschool. Sie kann sich wie in ihren anderen Leben nicht an ihn erinnern. Doch Daniel fühlt sich ihr in diesem Leben so nah und hofft, dass seine Jahrhunderte andauernde Liebe endlich erfüllt wird. Doch wieder einmal bedroht die Vergangenheit eine Zukunft für die beiden.

Das Buch hat mir wahnsinnig gut gefallen. Es ist eine sehr traurige emotionale und herzzerreißende Liebesgeschichte. Die Idee vom Leben, dem Tod und der darauf folgenden Seelenwanderung und Wiedergeburt fand ich sehr interessant und die Autorin hat dies auch detailliert und wahnsinnig faszinierend und mit viel Tiefgang dargestellt, so dass das Buch mich viel zum Nachdenken anregte.
Richtig toll fand ich die Kapitel von Daniels früheren Leben in den unterschiedlichen geschichtlichen Epochen. Immer wieder trifft er auf seine große Liebe, doch nie sind die Umstände so, dass sich diese Liebe erfüllen kann. Diese Kapitel sind wahnsinnig gefühlvoll und schmerzvoll geschrieben. 
Nach und nach versteht man durch diese Rückblenden die Geschichte von Daniel und Lucy und warum er sie diesmal endlich dazu bringen muss, sich auch an ihn wieder zu erinnern. Auch wird einem die Figur von Lucy durch die Erzählungen von Daniels früheren Leben auf seltsame Weise bei jedem Wechsel in die Gegenwart von mal zu mal vertrauter. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden entwickelt sich langsam und sehr schön und vor allem frei von Kitsch, den ich Liebesgeschichten ja gar nicht mag. Als die beiden sich jedoch vorsichtig annähern, kommt es auch in der Gegenwart noch zu spannenden Entwicklungen, die einen an das Buch fesseln.

Die Autorin schreibt sehr intensiv und auf einem hohen Niveau. Ann Brashares Schreibstil wechselt dabei immer zwischen einem allwissenden Erzähler und einem Ich-Erzähler, sowie zwischen den Perspektiven von Lucy und Daniel hin und her.

Daniel hat mir als Protagonist etwas besser gefallen, da er vielschichtiger dargestellt wurde, was bei bei den vielen Leben, die er durchlebt hat und den Erfahrungen die er dabei gesammelt hat auch nicht verwunderlich ist.
Lucy ist eher als nettes, liebenswürdiges Mädchen dargestellt, die manchmal vielleicht auch etwas naiv ist. Am Anfang wird etwas mehr auf ihren Hintergrund und die tragischen Ereignisse in ihrer jetzigen Familie eingegangen. Aber grundsätzlich fand ich diese Unterschiede in der Darstellung der beiden Protagonisten gelungen, da sie die Diskrepanz im Erfahrungsschatz zwischen einer Jahrhunderte alten Seele und einer Seele, die sich nicht an ihrer früheren Leben erinnern kann sehr gut darstellt. 
Sympatisch waren mir trotzdem beide Charaktere, auch wenn man von Daniel viel mehr erfährt. Von Lucy lernt man eher ihre Seele aus den früheren Leben von Daniel kennen.

Das Ende ist nicht jedermanns Sache, aber ich fand es gut und passend. Wäre aber auch nicht traurig über einen 2. Teil auch wenn dies unwahrscheinlich ist.



Fazit:

"So nah und doch so fern" ist eine wahnsinnig emotionale Liebesgeschichte, die durch das originelle und faszinierende Thema Reinkarnation anders ist, als alles was ich bisher gelesen habe. Eine wundervolle Geschichte voller Gefühl und Hoffnung, mit einer tollen Botschaft, viel Tiefgang und sprachlich auf einem solchen Niveau wie kaum eine andere Liebesgeschichte.
Das Buch ist absolut empfehlenswert und bekommt von mir volle 5 Sterne!





   Originalität     

   Umsetzung      

    Schreibstil      

     Charaktere     

        Tempo        

          Tiefe         

        Lesespaß      





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