Dienstag, 3. Februar 2015

[Rezension] Niemand liebt November - Antonia Michaelis

[Rezension] Niemand liebt November - Antonia Michaelis



Titel: Niemand liebt November
Autor: Antonia Michaelis
Seitenzahl: 432
Verlag: Oetinger
ISBN-10: 3789142956
ISBN-13: 978-3789142956
Erscheinung Erstausgabe: August 2014

Genre: Jugenbuch



Inhalt:

Novembers Eltern sind kurz vor ihrem 6. Geburtstag spurlos verschwunden. Nach schweren Jahren im Heim und immer wechselnden Pflegefamilien reißt November, alias Amber als 17 jährige aus ihrer betreuten WG aus. Sie ist immer noch der Überzeugung, dass irgendetwas ihre Eltern daran gehindert hat zu ihr zurückzukommen und macht sich auf die Suche nach ihnen. Sie folgt einer kleinen Spur auf einer Streichholzschachtel, die sie immer und immer wieder auf eine neue Spur bringt. Doch immer ist Amber etwas zu spät dran.


Cover und Gestaltung:

Das Cover ist eines der schönsten des vergangenen Jahres und es passt perfekt zur Geschichte. Es ist sehr düster und hat nur ein paar Farbtupfer, genau wie Ambers Leben. Man sieht Amber einsam im Novembernebel einen Weg entlang gehen und im Hintergrund das leuchtende gelbe Zelt, dass sie immer sieht.


Meine Meinung:

Nach dem ich hoch beeindruckt von dem "Märchenerzähler" war will ich nun alle Bücher dieser Autorin lesen.
Das Buch hat mich wieder von Anfang an sehr gefesselt. Es ist allerdings sehr rätselhaft und verwirrend, da es über weite Strecken sehr irreal wirkt und mit den Grenzen zwischen Realität und Fantasie spielt, die in diesem Buch zu verwischen scheinen. 
Das Äußere des Buches spiegelt hier die Atmosphäre 1:1 zu wieder. Wie das Cover ist auch der Inhalt sehr düster, grau, trist, trostlos, bedrückend und melancholisch. Für ein Jugendbuch ist es allerdings sehr schwere Kost und es schockiert mit vielen harten Szenen, so dass ich es wie auch den "Märchenerzähler" erst frühestens ab 16 Jahren empfehlen würde.

Das Buch kommt ohne viele Charaktere aus, die aber dafür umso besser dargestellt sind.
Die Protagonistin Amber ist gezeichnet von ihrer schweren Kindheit in der sie ständig herum gereicht wurde. So fällt es ihr nun auch als junge Erwachsene schwer Vertrauen zu jemanden zu fassen und sich zu öffnen. Sie kann sich nicht disziplinieren und schlägt ständig mit Worten um sich, selbst wenn ihr jemand helfen will. Sie ist wütend und hilflos, sich selbst nichts wert und hat einen gewissen Hang zum Selbstzerstörerischen. Und dennoch ist sie zugleich stark. 
Als Tarnung und um in der Welt überhaupt bestehen zu können, ist sie gezwungen sich eine neue Identität zuzulegen: Lucy. Diese ist sowohl äußerlich, als auch von ihrer Persönlichkeit her ganz anders als Amber. Sie ist hübsch, nett, flirtet gern und versteht es geschickt die Leute um den Finger zu wickeln. Sie schläft mit Männern nur um für ein paar Minuten Wärme zu empfinden und setzt alle Mittel ein, um an die gewünschten Informationen zu kommen. 

Neben Amber gibt es den etwas mysteriösen Barbesitzer, der als Tattoo den Schriftzug "Katja" trägt und in der Vergangenheit wohl ebenfalls etwas verloren hat. Er will Amber anscheinend helfen. Auch wenn diese verletzt und kratzbürstig wie sie ist ihn immerzu fort stößt scheint er sie dennoch nie aufzugeben.

Dann gibt es noch den Jungen im gelben Zelt, der ständig ein Buch bei sich trägt, aber immer verschwunden ist, wenn Amber bei dem Zelt ankommt. 


Sprachlich ist das Buch wieder etwas ganz besonderes. Der Schreibstil ist beeindruckend poetisch und malerisch, so wie man das von Antonia Michaelis kennt. Wunderschön und passend sind die Gedichte, die es am Anfang jedes Kapitels gibt und in denen man wunderbar versinken kann. Durch das Spiel mit den Worten überspielt Antonia Michaelis die düstere Härte der Realität und baut eine trügerische Täuschung auf. 


Fazit:

Ein Buch über die Tragik eines Mädchens, dass ihr ganzes Leben eigentlich nur auf der Suche nach Nähe und Geborgenheit ist und dem Wunsch den Riss in der Realität endlich zu schießen, aber sich dabei droht selbst zu verlieren. Ein Buch, dass nicht immer einfach zu lesen ist, aber unglaublich intensiv und viel emotionalen Tiefgang.




   Originalität      

   Umsetzung       

       Schreibstil    

      Charaktere     

       Tempo           

           Tiefe          

       Lesespaß    
            


3 Kommentare:

  1. Hallo Julia!

    Eine wunderschöne Rezension, die richtig Leselust auf das Buch macht! :-)

    Ich habe noch eine Frage zum Buch: Wurden die Gedichte (vor jedem Kapitel) von der Autorin verfasst oder stammen sie aus der Feder bekannter Lyriker?

    "Niemand liebt November" steht zwar schon auf meiner Wunschliste, ist aber jetzt durch deine liebevolle Beschreibung ganz nach oben gerutscht. :-)

    Liebe Grüße
    Tina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Tina,
      die Gedichte wurden von Antonia Michaelis geschrieben und sollen wohl die Gedichte darstellen, die Amber in der Geschichte schreibt. So habe ich es zumindest verstanden.

      Ich bin sehr gespannt, wie du das Buch findest. Kennst du denn schon andere Bücher von Antonia Michaelis?

      Liebe Grüße, Julia

      Löschen
  2. Liebe Julia,
    ich bin gerade durch Zufall auf deinen schönen Blog gestoßen und habe mich auch gleich als Leserin eingetragen. Das Buch subbt bei mir noch. Eigentlich wollte ich es ja aufgrund des Titels im November lesen, aber dann ist es leider etwas in Vergessenheit geraten. Deine Rezi macht aber auf jeden Fall große Lust aufs Buch. Ich stöber nun noch ein wenig bei dir weiter.
    Ganz liebe Grüße,
    Jasmin
    http://jasmins-buecherblog.blogspot.de/

    AntwortenLöschen