[Rezension] Letztendlich sind wir dem Universum egal - David Levithan
Titel: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Autor: David Levithan
Seitenzahl: 400
Verlag: Fischer FJB
ISBN-10: 3841422195
ISBN-13: 978-3841422194
Erscheinung Erstausgabe: 27.03.2014
Lesezeitraum:
18.03.2014 - 21.03.2014
Inhalt:
A wacht seit seiner Geburt jeden Tag in einem anderen Körper auf und muss sich auf ein anderes Leben einstellen. Er ist also sozusagen körperlos und auch geschlechtslos, dh. er fühlt sich weder weiblich noch männlich. Er weiß nie in welchen Köper er als nächstes schlüpft.
Da er immer am nächsten Tag wieder in einem anderen Körper erwacht, versucht A sich so wenig wie möglich auf das Leben seines geliehenen Körpers einzulassen, unauffällig den Alltag dieser Person zu bestreiten und keine Spuren zu hinterlassen. A hat sich seit langer Zeit auf dieses Leben eingestellt und es funktioniert, bis er auf Rhiannon trifft, in die er sich unsterblich verliebt.
Cover und Gestaltung:
Ich finde das Cover sehr passend. Die vielen verschiedenen Gesichter, welche die Menschen symbolisieren in deren Leben A schon geschlüpft ist. Das schöne ist, dass sich dieses Cover auch unter dem Schutzumschlag wiederfindet, so dass man es auch beim Lesen betrachten kann, wenn man den Schutzumschlag abnimmt.
Auch den Titel finde ich gelungen. Er macht sehr neugierig und ich wurde auch durch ihn auf das Buch aufmerksam.
Meine Meinung:
Hier hat mich die Romanidee sofort angesprochen. Es ist wirklich mal eine interessante und außergewöhnliche Ausgangsituation für eine Geschichte. Wie krass die Idee aber in Wirklichkeit ist und was dies wirklich alles bedeuten würde, lernte ich aber erst während des Lesens. Und zwar erst von Kapitel zu Kapitel mehr.
Jedes Kapitel beschreibt einen Tag in A's Leben, angefangen von Tag 5994 (Kapitel 1) bis 6034 (Kapitel 41). Die Geschichte steigt also ein, als A 16 Jahre alt ist und dies ist auch die einzige Konstante in seinem Leben: Er erwacht immer in Personen gleichen Alters, die dem reellen Alter seiner Existenz entsprechen. Außerdem erwacht er immer relativ in der Nähe zu dem Ort, wo er zuletzt war, es sei denn seine beherbergte Person zieht genau an diesem Tag an einen weit entfernten Ort. Ansonsten hat er keinerlei Einfluss darauf in welcher Person, welchen Geschlecht oder in welcher Situation er morgens erwacht.
Wir begleiten A 41 Tage lang in diesem ungewöhnlichen Leben und neben seiner Liebesgeschichte mit Rhiannon lernt man somit das Leben von jeder Menge von Leuten kennen, in denen A seinen Tag verbringt. Dies fand ich sehr gelungen, denn die Menschen in denen sich A diese 41 Tage lang befindet sind toll ausgearbeitet. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein sowohl vom äußeren, aber besonders auch von ihren Interessen, ihrer Herkunft und der Lebenssituation in der sie gerade stecken. Und diese 41 Menschen zeigen wie unterschiedlich 16 jährige Teenager doch sein können. Und doch sind sie alle so real dargestellt, dass man sich vorstellen kann diesen auch wirklich so auf der Straße begegnen zu können und ich fand es bei jedem Kapitel wieder aufs neue spannend, in welchem Körper A an diesem Tag aufwachen würde. Dabei werden viele Themen angerissen: Homosexualität, Sucht, Depressionen, Selbstmord, Glaube, unterschiedliche Gesellschaftsschichten usw. Die Kapitel unterscheiden sich sehr in der Länge , je nachdem ob A's Geschichte mit Rhiannon an diesem Tag weitergeht oder nicht. Aber es ist zu jedem Tag etwas geschrieben und zu jeder Person, in der A steckt und sei es nur eine halbe Seite, was ich ebenfalls sehr gut fand.
Neben den vielen verschiedenen Themen die angesprochen werden geht es vor allem um die Grundfragen: Ist es möglich, sich in einen körper- und gestaltlosen Menschen zu verlieben, der einem jeden Tag in einem anderen Körper begegnet, aber in seinem Inneren doch beständig und immer der gleiche ist? Darf A die Körper der Menschen, in denen er sich befinde einfach "kapern" um seine Bedürfnisse zu erfüllen? Und was ist so ein körperloser Mensch überhaupt? Ist A so etwas wie eine Seele?
Levithans Schreibstil ist einfach und sehr flüssig zu lesen. Und trotzdem wunderschön. Sehr oft holte ich mein Notizbuch für schöne Zitate hervor. Die Geschichte wird aus der Ich - Perspektive von A erzählt. Und obwohl es aus A's Perspektive geschrieben ist und man dessen Gefühle und Gedanken direkt mitbekommt, fiel es mir schwer eine genaue Vorstellung von ihm und eine Verbindung zu ihm zu bekommen. Dadurch konnte ich auch nicht so richtig mit ihm mitfühlen. Und ich denke diese fehlende Verbindung liegt wiederum an den vielen veschiedenen Personen in die er schlüpft, so dass man sich A schlecht als eigenständiges Individuum vorstellen kann. Und so konnte ich Rhiannon verstehen, wie schwierig es seien muss eine Beziehung zu einem Menschen zu finden, den man jeden Tag in einer anderen Hülle begegnet.
Das Ende fand ich gut gelungen, aber es riecht auch nach einer Fortsetzung, obwohl ich nicht weiß, ob ich mir dafür eine wünschen würde. Ich fände es als Einzelband sehr gelungen.
Zitate:
Seite 11:
"Kein Leben ist real, wenn niemand um seine Realität weiß. Und ich will, dass mein Leben real wird."
Seite 77/78:
"Ich will sie nicht lieben. Ich will nicht verliebt sein. Die Beständigkeit der Liebe betrachten die Menschen als ebenso selbstverständlich wie die Beständigkeit ihres Körpers. Ihnen ist nicht klar, dass die Liebe von der permanenten Gegenwart lebt. Ist das gegeben, hat man ein zusätzliches Fundament im Leben. Wenn man das aber nicht haben kann, bleibt einem immer nur das eine Fundament."
Seite 348;
"Ich wollte, dass die Liebe alles überwindet. Doch das kann sie nicht. Sie kann nichts aus sich heraus tun. Es liegt an uns, in ihrem Namen alles zu überwinden."
Fazit:
"Letztendlich sind wir dem Universum egal" ist mal ein erfrischend anderer Jugendroman mit übersinnlichen Elementen über die Grenzen der Liebe. Die außergewöhnliche Idee wurde sehr gut umgesetzt und zu einer Geschichte mit viel Tiefgang weiter gesponnen. Ich konnte nicht so richtig eine Verbindung zu A als eigenständiges Individuum in all den Körpern aufbauen und nicht bis ins Letzte mit ihm mitfühlen, aber trotzdem empfehle ich das Buch jedem, der auch auf der Suche nach "besonderen" Büchern ist absolut weiter.
Von mir erhält das Buch 4 von 5 Sternen.
Die Grundidee zum dem Buch ist wirklich interessant, habe von der Buchmesse auch noch die Leseprobe hier und wollte noch reinlesen, weil ich von David Levithan vor ein paar Jahren mal ein Buch gelesen habe, das mir ganz gut gefallen hat.
AntwortenLöschenAber eine Frage stellt sich mir und vielleicht kannst Du sie mir beantworten? Was ist mit den Menschen, in dessen Körpern sich A für einen Tag befindet? Koexistieren beide gleichzeitig in dem Körper oder ist der "eigentliche Inhaber" des Körpers dann solange ausgeschaltet, während sich A in seinem Körper befindet? Und hat der Mensch dann am nächsten Tag seinen Körper wieder und erinnert sich an etwas? Falls die Antwort zu kompliziert oder zu gespoilert wird, musst Du das nicht beantworten, vielleicht reicht es auch, wenn Du mir verrätst, ob es im Roman erklärt wird! ^^
Danke schonmal und liebe Grüße! WortGestalt
Also die Menschen, in denen sich A befindet sind an dem Tag dann ausgeschaltet und sie erinnern sich nicht mehr genau daran, was am Vortag passiert ist. Sie können noch das ein oder andere schemenhaft nachvollziehen, haben aber halt keine genauen exakten Erinnerungen daran und es ist wohl auch alles eher etwas verschwommen für sie. Aber auf jeden Fall merken sie nicht, dass von ihrem Körper Besitz ergriffen wurde und dass er von jemand anderem gesteuert wurde.
LöschenDa wird aber im Laufe des Buches noch näher darauf eingegangen, da A sich selbst diese Frage stellt.
Ganz interessant fand ich es andersherum übrigens, wenn A im Körper eines Junkies oder depressiven Menschen war, wie der Körper sozusagen auf den Geist abgefärbt hat.
Die Menschen haben dann am nächsten Tag auch ihren Körper wieder wie vorher. Und eine Grundfrage im Buch ist halt, ob es A zusteht den Körper einer Person sozusagen einen Tag für seine Bedürfnisse auszunutzen oder nicht, da er ja bis er Rhiannon trifft immer nur versucht hat durch den Alltag zu kommen und kein großes Chaos im Leben des Körperbesitzers anzurichten.
Ok ich hoffe das war jetzt nicht zu verwirrend, aber eigentlich werden alle Fragen, die man sich so stellt ganz gut nach und nach im Buch erklärt.
Liebe Grüße, Julia
Nee, war nicht verwirrend, also nicht verwirrender, als das Thema sowieso schon ist! ;) Also danke für deine Ausführungen, jetzt kann ich mir das etwas besser vorstellen! Werde mal sehen, ob mich die Leseprobe fesseln kann! :)
LöschenWas ich vielleicht noch erwähnen sollte: A kann auf das Gedächtnis der Personen zugreifen, also alle Fakten abfragen (wer er ist, wer die Leute in seiner Familie sind, wo er hin muss etc.), nicht aber auf dessen Gefühle.
LöschenJa mir ist auch erst beim Lesen aufgefallen, wie krass dass alles wäre, aber es wurde ganz gut auf alle Fragen, die ich mir stellte eingegangen.