Donnerstag, 27. März 2014

Vergiß mein nicht - Kasie West


[Rezension] Vergiß mein nicht - Kasie West





Titel: Vergiß mein nicht
Autor: Kasie West 
Seitenzahl: 341
Verlag: Arena
ISBN-10: 3401060209
ISBN-13: 978-3401060203
Erscheinung Erstausgabe: 01.07.2013





Lesezeitraum:

12.03.2014 - 16.03.2014


Inhalt:

Addie lebt in einer alternativen Welt, dem Sektor, in dem nur Menschen mit besonderen Fähigkeiten und überdurchschnittlicher Intelligenz leben und der vor unserer normalen Welt streng geheim gehalten wird. Sie hat die besondere Fähigkeit der Divergenz, dh. wenn sie vor eine Entscheidung gestellt wird, kann sie beide Entscheidungsmöglichkeiten durchleben, bevor sie ein davon wählt.
Als ihre Eltern sich trennen, steht sie vor einer solchen schwierigen Entscheidung und lebt dank ihrer Fähigkeit die möglichen Zukunftsversionen durch. Dabei gibt es die Variante „Para“: Sie bleibt bei ihrer kontrollierenden Mutter, die sie für die Scheidung verantwortlich macht in der gewohnten Welt des Sektors, wo sie auch ihre beste Freundin Laila hat oder die Variante „Norm“: Sie zieht mit ihrem geliebten Vater außerhalb des Sektors und muss sich in der Welt der "Normalen" zurechtfinden ohne irgendwas von ihrer Vergangenheit oder ihrem Talent preis zugeben. 
Sie beginnt ihre Zukunft im Falle beider Varianten auszuloten und der Leser begleitet sie innerhalb der nächsten 6 Wochen in beiden Zukunftsszenarien, die in 2 verschiedenen, sich immer abwechselnden Handlungssträngen.


Cover und Gestaltung:

Ich muss sagen hier finde ich eindeutig das Original besser, was ich leider erst gesehen habe, als ich dieses Buch schon geschenkt bekommen hatte. 


Der deutsche Titel "Vergiß mein nicht!" passt zwar auch irgendwie zur Geschichte, aber kommt doch recht kitschig rüber. Liebe spielt zwar eine große Rolle, aber es ist bei weitem nicht dass, was das Buch für mich ausgemacht hat. Es ist einfach viel mehr, was in diesem Buch enthalten ist. Das deutsche Cover ist dann wohl in Bezug auf den Titel gewählt wurden. Ich finde es aber nicht sonderlich hübsch.

Ebenfalls den Klappentext finde ich bei der deutschen Ausgabe nicht so gelungen.





Der Originaltitel ist "Pivot Point" (bedeutet soviel wie Drehpunkt, Wendepunkt, Angelpunkt) und ich finde ihn um einiges passender und spannender. Er erzeugt viel mehr Neugierde auf das Buch, aber war wortwörtlich übersetzt wohl nicht allzu geeignet, um als Buchtitel genommen zu werden.
Auch das Cover finde ich im Original schöner. Obwohl ich generell Personen auf dem Cover nicht mag, gefällt mir dieses sehr gut. Und es ist auch viel passender mit den beiden Addies, welche ihre beiden potentiellen Leben symbolisieren.





Meine Meinung:

Das Buch ist so viel mehr, als es der Klappentext verspricht. Zwar bin ich trotzdem durch diesen auf das Buch aufmerksam geworden, aber ich denke, dass es nicht jedem so gehen wird, weil er zwar interessant klingt, aber auch so, als wäre dies alles schon einmal da gewesen.
Kennt man nur den Klappentext ist das ganze am Anfang auch etwas verwirrend, weil man sofort in die Geschichte hinein plumpst und vom Ausloten, von Telekineten und Illusionisten die Rede ist. Aber man kommt schnell dahinter, was für eine außergewöhnliche und andersartige Welt Kasie West da geschaffen hat und die Geschichte zog mich sofort in ihren Bann. Die Idee dieses Sektors und der Menschen, von denen jeder ein anderes mentales Talent besitzt ist außergewöhnlich und zumindest mir in einer solchen Art und Weise noch nie begegnet. 

Der Sektor ist eine vor der Außenwelt verborgene Region, wo Menschen leben, die genetisch weiter entwickelt und so im Stande sind ihre gesamte Hirnkapazität (und nicht nur 10% davon, wie alle normalen Menschen ) auszunutzen. Aufgrund dieser Veränderung entwickelt jeder von ihnen im Laufe der Zeit eine besondere mentale Fähigkeit. Der geheime Sektor ermöglicht es diesen Menschen ihre Fähigkeiten voll auszuschöpfen ohne von der Wissenschaft missbraucht zu werden und diese Menschen haben im Sektor auch ihre ganz eigene fortschrittliche Technologie entwickelt. 
Da gibt es neben Addie, die wie gesagt als Talent die Divergenz besitzt ihre beste Freundin Laila, die fähig ist Erinnerungen von jemanden zu löschen. Es gibt die Erkenner, die sofort erkennen, ob jemand lügt oder die Telekineten, die Dinge einfach durch den Raum bewegen können. Außerdem gibt es Telepathen, Stimmungscontroller und Illusionisten uvm. Letztere sind übrigens auch dafür verantwortlich, dass der Sektor von der Außenwelt unerkannt bleibt, in dem sie dort wo sich die Außenmauer des Sektors befindet für die Leute der Außenwelt die Illusion einer Gebirgskette zaubern. Ich empfand dies allein schon als eine überaus gelungene Romanidee. 

Ebenfalls außergewöhnlich ist die Erzählweise. Bereits im zweiten Kapitel wird Addie vor die schwere Wahl gestellt, bei wem sie nach der Scheidung ihrer Eltern leben will und ob sie dementsprechend im Sektor bleibt oder in die normale Welt zieht. Mit Hilfe für ihres Talentes beginnt sie beide Alternativen auszuloten und was in Wirklichkeit nur wenige Minuten dauert, fühlt sich für Addie an, als würde sie das alles real erleben. Als Leser kann man ebenfalls beide potentielle Varianten miterleben, die sich kapitel weise abwechseln. Um dies noch mehr zu verdeutlichen, ist über jedem Kapitel jeweils ein Begriff erklärt, der entweder ein "Para" enthält, bei Kapiteln, die sich in der Parallelwelt des Sektors abspielen und die Zukunftsvariante durchspielen, in der Addie bei ihrer Mutter bleibt oder in denen sich "Norm" befindet, was für die normale Welt steht und die Addies Zukunft beschreiben, wenn sie mit ihren Vater in die Außenwelt zieht. Man erlebt sozusagen 2 Geschichten in einem Buch.

Die Protagonistin Addie war mir überaus sympathisch. Sie ist äußerst authentisch, bodenständig, scheut sich davor im Mittelpunkt zu stehen. Sie hat ihren ganz eigenen Humor und außerdem liebt sie Bücher über alles, obwohl diese etwas sehr außergewöhnliches sind im Sektor. Sie scheut sich davor ihr Talent permanent einzusetzen und würde es niemals missbrauchen, um es  jemanden anderen zum Nachteil werden zu lassen oder um jemanden zu manipulieren. Sie schätzt ihr Talent, aber fühlt sich ohne es auch leer und hat das richtige Maß an Selbstzweifeln, da sie nicht weiß, was sie außer ihres Talentes als Mensch ausmacht. Außerdem ist sie eine sehr gute und loyale Freundin. Ich fand sie einfach total liebenswert, hab sie sofort in mein Herz geschlossen und konnte am Ende echt total mit ihr mitfühlen und mich in sie hinein versetzten. 

Nach dem schnellen Einstieg in die Geschichte, beginnen die beiden Zukunftsszenarien eher gemächlich. Addie macht in beiden interessante Bekanntschaften und fügt sich in ihr Leben ein. Trotzdem hat mich das Buch weiterhin gefesselt, da man doch unbedingt wissen möchte, wie sich beide Stränge entwickeln werden und für welchen sich Addie letztendlich entscheidet. In dem Erzählstrang, in dem sie mit ihren Vater in die "normale" Welt zieht ist es ganz lustig zu lesen, wie Addie sich darin erst zurecht finden muss. Aufgrund der fortschrittlichen Technologie im Sektor kennt sie weder DVD Player noch Lichtschalter oder Schlüssel und auch die Autos funktionieren anders.
Ich hatte mich schnell entschieden, welche Variante ich bevorzugen würde, aber ob sich diese als richtig herausstellt oder überhaupt ohne Konsequenzen möglich ist erfährt man erst zum Schluss. 
Im späteren Verlauf gibt es auch Ereignisse, bei dem sich die beiden Handlungsstränge kreuzen, da diese Konstanten sind und nicht von Addies Entscheidungen beeinflußt werden können. Dort befindet sich Addie also am selben Ort, aber unter komplett anderen Voraussetzungen, was ich besonders interessant fand. 
Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr Wissensvorsprung hat der Leser auch gegenüber Addie, da er im Gegensatz zu ihr beide Zukunftsszenarien parallel miterlebt.

Während am Anfang alles den Anschein macht, als ob sich alles gut fügen wird, egal welche Variante sich Addie heraus sucht und dass sie einfach die wählen könnte, die ihr am Ende besser gefällt, verdichten sich im Verlaufe des Buches die Ereignisse immer mehr und beide Wege führen schließlich auf unterschiedliche Weise zum gleichen Problem und entwickeln sich mehr als negativ. Addie muss außerdem schließlich erkennen, dass ihre Entscheidung nicht nur sie betrifft, sondern auch gravierende Folgen auf ihre Mitmenschen hat. Am Ende folgt dann wieder der Umschwung zur Wirklichkeit und es ist an Addie eine der beiden Varianten zu wählen oder den Verlauf der Dinge, die sie gesehen hat zu ändern und zu entscheiden, ob sie das Unvermeitliche überhaupt ändern kann. Das Buch lässt einen sehr nachdenklich zurück.

Als ich anfing zu lesen war mir nicht bewußt, dass es einen oder mehrere (?) Folgebände geben wird. Erst als ich mir während der Lektüre den Originaltitel und das Originalcover angesehen habe, entdeckte ich, dass im Februar bereits der Folgeband ("Split second") auf englisch erschienen ist und ich war froh darum es zu wissen, als ich den Schluss des Buches las. Denn obwohl es auch möglich ist es als Einzelband zu lesen, muss ich nach dem Ende unbedingt wissen wie es weitergeht und möchte mehr Zeit mit den lieb gewonnenen Figuren verbringen und es wird nicht lange dauern bis ihr "Split second" bei mir einziehen seht :)
Leider ist das Buch in Deutschland anscheinend nicht sehr bekannt. Ich habe es kaum mal auf einem Blog entdecken können, obwohl man sonst Jugendbücher dieser Art hier förmlich die Runde machen und  auch auf dem deutschen Amazon hat es 8 Monate nach Erscheinen nur 9 (im übrigen nur sehr gute) Bewertungen. Im Englisch sprachigen Raum sieht dies wohl etwas anders aus und es geistert schon seit einem Jahr durch die Blogger und Booktuber Welt.
Ich denke, dass dies aber zum Teil auch am Titel, Cover und Klappentext liegt, denn wie oben bereits erwähnt finde ich werden diese der enthaltenen Geschichte in keinster Weise gerecht. Ich würde mich freuen, wenn ich dieses Buch durch meine Rezension dem ein oder anderen auch schmackhaft machen könnte und die Reihe in Deutschland auch bekannter werden würde, denn das hat dieses Buch definitiv verdient.
Noch als kleiner Hinweis: In der Innenseite der Broschur ist ein Textauszug von ziemlich weit hinten im Buch abgedruckt. Den würde ich euch empfehlen nicht zu lesen. Ich habe ihn gelesen, als ich c.a. bei 3/4 des Buches war und habe mich trotzdem noch sehr gespoilert gefühlt. Warum man dies da abgedruckt hat bleibt mir auch ein Rätsel, eine Inhaltsangabe, die das Buch besser zusammenfasst wäre an dieser Stelle angebrachter gewesen.

Ich war absolut begeistert und werde die Reihe weiter im Original verfolgen, weil mir Titel und Cover dort besser gefallen und vor allem, weil ich glaube nicht mehr auf die deutsche Veröffentlichung des 2. Teils warten zu können.


Fazit:

"Vergiß mein nicht" ist ein faszinierendes Debüt von Kasie West mit einer tollen, individuellen Romanidee und einer gelungenen Erzählweise aus sich immer abwechselnden Perspektiven. Ein Jugendbuch mit fantastischen, mystischen und paranormalen Elementen, mit sympatischen Charakteren und einer mitreißenden Handlung. Man durchlebt mit Addie sozusagen 2 völlig verschiedene Leben, wie sie nur durch eine einzige Entscheidung zu Stande gekommen sind  und bekommt aufgezeigt, welche Konsequenzen jede Entscheidung auf unser Leben und das der anderen haben kann. 
Ich kann es nur jedem ans Herz legen und vergebe volle 5 von 5 Sternen und meinen Lieblingsbuchstatus!







4 Kommentare:

  1. Hi :)
    Tolle Rezension und ja, das orginale Cover sieht 1000 mal besser aus. Wieso kann man das nicht einfach übernehmen? Argh.
    Das Buch hört sich so spannend an und sieht (im Englischen) so gut aus! Ich will es :'D

    Liebe Grüße

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Huhu,
      Psst.....dann verrate ich dir mal ein Geheimnis: Schau mal am 23.04. hier vorbei. Ich habe mir überlegt mehrere Bücher verschiedener Genres am Welttag des Buches zu verlosen und das steht als Jugendbuch schon in meinem Kopf fest. Ich weiß nur noch nicht, ob die deutsche oder die englische Variante. Das Original ist ja so viel schöner, aber ich weiß nicht, wie viele Leute hier auch englische Bücher lesen. Naja ich muss es mir nochmal durch den Kopf gehen lassen. Auf jeden Fall möchte ich meinen bescheidenen Beitrag dazu leisten es auch ein bisschen unters deutsche Volk zu mischen ;)

      Was die Verlage sich dabei denken frage ich mich auch manchmal. Naja die Blumen sind dann wohl Vergiß mein nicht und die Verbindung zum dt. Titel, aber der ist echt viel zu kitschig für das Buch. Ich habe es mit dem Cover und Titel auch nicht gern in der Straßenbahn gelesen ;)

      Liebe Grüße, Julia

      Löschen
  2. Ich habe von der Autorin "Blaubeertage" gelesen und fand es einfach nur richtig, richtig schlecht. 2 Kunos hat es von mir erhalten... Jetzt trau ich mich nicht so recht an "Vergiß mein nicht"... aber du schwärmst so davon... Ich glaub, ich werd dem Buch doch noch eine Chance geben :)

    Liebste Grüße,
    Kasia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich gaube die Bücher sind total verschieden. Das ist keine reine Liebesgeschichte und nicht so kitschig wie es aussieht.
      Ich wollte eigentlich "Blaubeertage" auch noch lesen, aber nur weil mir diese Dilogie so gut gefallen hat. Ansonsten spricht mich der Klappentext von "Blaubeertage" eigentlich gar nicht an. Deswegen weiß ich auch nicht so recht, ob ich das noch lesen werde.
      Falls du "Vergiß mein nicht" noch liest bin ich sehr gespannt auf deine Meinung.

      Liebe Grüße, Julia

      Löschen